DER FRANKFURTER Charity ist unterwegs bei wohltätigen Organisationen in ganz Frankfurt und stellt Ihnen nun passend zum Weltkindertag in der letzten Woche das Aktionskomitee KIND IM KRANKENHAUS (AKIK – Frankfurt / Rhein – Main e. V. ) vor. In den nächsten Wochen werden wir mehr über den Verein und seine ausschließlich ehrenamtlichen Mitglieder erfahren. Als erstes sprechen wir in dieser Ausgabe mit Karin Schmidt. Sie ist die erste Vorsitzende des Vereins und gibt uns einen Überblick über die vielfältigen Tätigkeiten.

Welche Hauptziele verfolgt das Aktionskomitee KIND IM KRANKENHAUS e. V.?

Karin Schmidt: „Lasst die Kinder nicht allein – dies war einer der ersten Leitsätze, mit denen AKIK die Arbeit vor über 50 Jahren für Kinder im Krankenhaus startete. Damals wurden Kinder noch im Krankenhaus ‚abgegeben‘ – heute für viele Mütter und Väter undenkbar.

Unsere obersten Ziele sind die Entlastung und Unterstützung von Eltern mit einem kranken Kind im Krankenhaus. Wir informieren sie darüber, dass ihre Kinder auch im Krankenhaus bestimmte Rechte besitzen, dies sind die europäischen Rechte von Kindern im Krankenhaus (EACH-Charta). Es ist erst einmal normal und menschlich, dass Eltern sich in gesunden Zeiten wenig Gedanken über Krankheit oder ähnliches machen. Wir möchten diese Zeit aber gerne nutzen, um das Bewusstsein für die Thematik „Krankenhaus“ zu schaffen, damit uns betroffene Familien bei Bedarf finden und auf uns zukommen können. Wir möchten, dass Eltern mit einem kranken Kind Vertrauen zu uns haben und sich bei uns aufgehoben fühlen. Wir wollen Kinder möglichst angstfrei und stressfrei durch die Zeit im Krankenhaus begleiten. Das erreichen wir, indem wir ihnen als Vertrauensperson begegnen und sie in diesen besonderen Notsituationen entlasten.“

Wie kann ich mir Ihre Tätigkeiten bei AKIK vorstellen?

„Unsere Unterstützung von Kindern im Krankenhaus erfolgt nur mit der Erlaubnis der Eltern und nach Absprache mit dem Klinikpersonal. Alle Betreuer sind Mitglied bei AKIK, sie haben ein erweitertes Führungszeugnis vorgelegt und sind gegen Masern geimpft oder immunisiert.

Die Betreuung des Kindes ist dann sehr individuell und wir versuchen uns immer an erster Stelle an seinen Wünschen zu orientieren, natürlich den Möglichkeiten entsprechend. Wenn die Kinder nicht äußern können, was sie möchten, weil sie etwa zu klein sind oder nicht in der Lage dazu, dann Besprechen wir die Bedürfnisse mit den Eltern und der Klinik und überlegen gemeinsam, was die beste Unterstützung sein könnte. Wir übernehmen dabei aber keine pflegerischen Tätigkeiten. Ein Besuch umfasst ca. ein bis zwei Stunden, je nach Kind und Situation.“

Wann und wie kamen Sie zum Verein? Was bewegt Sie, Ihre Zeit in diese Vereinsarbeit zu investieren?

„Als unser drittes Kind 1992 geboren wurde, war ich einfach so dankbar, dass alle gesund waren, sodass der Wunsch größer wurde, etwas zurückzugeben. Ich wollte in Kliniken gehen und Kindern vorlesen. Zu diesem Zeitpunkt hat es dann doch noch nicht geklappt, da ich zeitlich mit unseren drei kleinen Kindern sehr eingespannt war. Aber ein paar Jahre später, nach der Geburt unseres vierten Kindes und als die anderen schon etwas größer waren, habe ich die Bewerbung doch noch gewagt. Ich habe eine freundliche Klinikmitarbeiterin angesprochen, die mir damals sagte: ‚Das ist ja wunderbar, aber das Vorlesen übernimmt bei uns AKIK.‘ Die Kontaktdaten habe ich dann auch noch von ihr bekommen. So konnte ich den Kontakt zum Verein aufnehmen, war bald bei einem Betreuertreffen und bin danach direkt in den Besuchsdienst eingestiegen. Mittlerweile bin ich seit über 22 Jahren im Verein.“

Welche Herausforderungen begegnen dem ehrenamtlichen Team am häufigsten bei der Unterstützung von Kindern im Krankenhaus und wie gehen Sie damit um?

„Kein Einsatz ist wie der andere und wir müssen uns immer neu auf individuelle Bedürfnisse und Situationen einstellen, dass allein kann schon sehr herausfordernd sein. Zudem berühren uns immer wieder die Lebenssituationen der Kinder und manchmal fühlen wir uns auch hilflos, weil wir gerne mehr tun würden. Hier dürfen wir lernen, dass das, was wir in dem Moment tun, gut ist, dass wir auch auf uns selbst achten müssen. Dies zu erkennen und darüber zu sprechen ist eine große Herausforderung, bei der die regelmäßigen Treffen im geschützten Rahmen helfen.

Für mich persönlich sind es zum Beispiel die Begegnungen mit den interessierten Menschen, die uns in ehrenamtlich unterstützen möchten. Hier gilt es die Bedürfnisse, Herausforderungen und Talente zu entdecken und zu erkennen, wo die Wünsche und die Potenziale liegen. Auch die regelmäßige Kontaktpflege zu den Klinikleitungen, den Stationen und zu den Betreuungsteams ist sehr wichtig. Die Analyse von Bedarf und unseren Möglichkeiten ist eine besondere Aufgabe. Vor allem bei der Betreuung von Kindern, die wenig oder keinen Besuch bekommen, versuchen wir unsere Einsätze so aufzuteilen, dass durchgängig meistens einmal täglich jemand beim kleinen Patienten ist.“

Welches Ereignis wird Ihnen für immer in Erinnerung bleiben?

„Meine allererste Betreuung. Eine erfahrene Kollegin hatte mich damals mit auf die Frühchen-Station genommen und wir haben gemeinsam ein kleines Mädchen begleitet bis sie entlassen werden konnte. Es war eine sehr besondere Situation, da die Eltern aus einem anderen Land kamen. Die Mutter brauchte für die Entbindung besondere medizinische Hilfe und wurde deshalb nach Deutschland gebracht. Nach der Geburt konnte sie allerdings nicht bleiben. Da das Kind noch zu klein war, blieb sie allein in der Obhut der Klinik. Alles wurde für die Kleine getan, wir waren ein wichtiger Teil in der Betreuung. Als sie nach einigen Wochen transportfähig und fit genug war, kam der Vater nach Deutschland zurück, um seine kleine Tochter abzuholen. Er hat sie behutsam und liebevoll in Empfang genommen. Wir konnten so sehr spüren, dass sie für ihn das größte und wundervollste Geschenk war. Er hat sich dann auch mit unglaublich großer Herzlichkeit bei uns bedankt und uns erzählt, dass die Mutter sehnsüchtig auf ihr kleines Mädchen wartete.

Da habe ich zu mir gesagt: Wenn es auch nur dieses eine Kind war, dem ich durch meine Besuche helfen konnte, einen guten Start in die Welt zu finden, dann lohnt es sich schon bei AKIK zu sein. Und dieses Gefühl habe ich noch heute.“

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

„Ich wünsche mir, dass kein Kind mehr allein im Krankenhaus sein muss und dass Eltern dafür die Mitaufnahme ermöglich wird, ohne dass ihnen dadurch Kosten entstehen. Sie sollen in den Kliniken eine kindgerechte Umgebung vorfinden, genau wie die bestmögliche gesundheitliche Versorgung in einer so schwierigen Zeit. Kinderschutz, Kindeswohl und die Rechte kranker Kinder sind die Basis des gemeinsamen Handelns aller Verantwortlichen.

Die Versorgung kranker Kinder ist eine wichtige und gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Gemeinsam werden wir es schaffen, da bin ich mir sicher.“

 

// Foto: Karin Schmidt, 1. Vorsitzende von AKIK (SH)

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