Schwanheim, ein Stadtteil im Südwesten Frankfurts, besticht durch seine vielseitige Mischung aus Naturschutzgebieten, Wohngebieten und industriellen Anlagen. Seine Geschichte reicht bis ins Mittelalter zurück, was sich in der einzigartigen Kombination aus kulturellem Erbe und modernem Stadtleben widerspiegelt. Schwanheim ist bekannt für seine gut entwickelte Infrastruktur, die eine hohe Lebensqualität gewährleistet. Der Stadtteil wurde am 1. April 1928 in Frankfurt eingegliedert und hat seitdem seine Bedeutung und Attraktivität stetig gesteigert. Heute kann man zahlreiche gut erhaltene historische Gebäude und Denkmäler entdecken, die einen spannenden Einblick in die Vergangenheit bieten.
Ein Stadtteil mit Herz und Verstand
Schwanheim legt großen Wert auf Bildung und Kultur. Mehrere Kindergärten, Grundschulen und eine weiterführende Schule sorgen für eine umfassende Bildungsinfrastruktur. Das Schwanheimer Bürgerhaus ist ein kulturelles Zentrum, das eine Vielzahl von Veranstaltungen, Workshops und Kursen anbietet. Die Stadtteilbibliothek ergänzt das Angebot mit einem breiten Sortiment an Büchern und Medien und lädt zum Lernen und zur Freizeitgestaltung ein. Die kulturellen Einrichtungen Schwanheims tragen wesentlich zur hohen Lebensqualität und zur sozialen Integration bei.
Naturparadies mitten in der Stadt
Die Schwanheimer Düne ist ein wahres Paradies für Naturliebhaber und ein Highlight des Stadtteils. Diese 58,5 Hektar große Binnendüne ist seit 1984 ein Naturschutzgebiet und seit 2003 auch ein Schutzgebiet nach der Fauna-Flora-Habitat-Richtlinie der EU. Hier finden sich seltene Pflanzen- und Tierarten, die in der Stadtregion Frankfurt einzigartig sind. Zwei Wege, die in Nord-Süd- und Ost-West-Richtung verlaufen, sind seit 1999 mit Bohlen ausgelegt, um den Besuchern einen schonenden Zugang zu ermöglichen. Informationstafeln entlang der Wege bieten spannende Einblicke in die Flora und Fauna des Gebietes. Die Schmitt’sche Grube, das größte Gewässer im Schutzgebiet, bietet Rückzugsorte für zahlreiche gefährdete Vogel- und Amphibienarten. Die Teiche und Grünflächen laden zur stillen Erholung und Naturbeobachtung ein und sind ein beliebtes Naherholungsziel.
BU: Die Schmitt’sche Grube (Foto: A.Köhler, CC BY-SA 3.0)
Zeitzeugen der Naturgeschichte
Die Schwanheimer Alteichen, etwa 30 mehrere hundert Jahre alte Stieleichen, sind ein weiteres Naturdenkmal im Stadtteil. Diese Eichen, die im Frankfurter Stadtwald auf der Gemarkung Schwanheims stehen, sind beeindruckende Zeitzeugen der Geschichte. Ihr hohes Alter und kräftiger Wuchs sind Resultat der jahrhundertelangen Nutzung des Gebiets als Hutewald, wo sie zur Eichelmast dienten. Heute stehen sie auf einer Fläche von etwa drei Hektar und sind von jüngerer Vegetation umgeben. Wanderwege führen Besucher zu diesen eindrucksvollen Bäumen und Informationstafeln vermitteln Wissenswertes über die Kulturgeschichte der Eiche und den Hutewald. Die Alteichen sind nicht nur botanisch interessant, sondern auch ein beliebtes Ziel für Wanderer und Naturfreunde.
Neugotische Architektur und religiöses Erbe
Die neugotische Kirche St. Mauritius ist ein architektonisches Juwel in Schwanheim. Erbaut zwischen 1898 und 1901, bietet die Kirche Platz für 880 Sitz- und 1500 Stehplätze. Ihr beeindruckender Turm ragt 75 Meter in die Höhe und ist ein markantes Wahrzeichen des Stadtteils. Der holzgeschnitzte Hochaltar, der 1906 fertiggestellt wurde, ist ein besonderes Highlight. Die Kirche ist nicht nur ein Ort des Gebets, sondern auch ein Zeugnis der reichen Geschichte Schwanheims. Bei Renovierungsarbeiten wurden im Jahr 2001 Fundstücke aus dem 15. Jahrhundert entdeckt, die heute in der Kirche zu sehen sind. St. Mauritius ist Teil der Kirchengemeinde St. Jakobus, die auch die Stadtteile Goldstein, Niederrad und den Frankfurter Flughafen umfasst.
Ein bedeutendes Verkehrsnetz
Die Schwanheimer Brücke, die Schwanheim mit Nied verbindet, ist ein wichtiger Bestandteil des Frankfurter Verkehrsnetzes. Über die Brücke führt die B 40, die als Kraftfahrstraße zwischen Frankfurt-Griesheim und Kelsterbach verläuft. Die Brücke ist 489 Meter lang und 29 Meter breit und bietet in jeder Fahrtrichtung zwei Fahrspuren sowie Geh- und Radwege. Sie ist ein zentraler Knotenpunkt, der eine schnelle Anbindung an den Flughafen und die umliegenden Autobahnen ermöglicht. Die Route der Buslinie 51 verläuft ebenfalls über die Schwanheimer Brücke und sorgt für eine gute öffentliche Verkehrsanbindung. Die Alte Schwanheimer Brücke überstand den Zweiten Weltkrieg nicht. Die Wehrmacht sprengte sie, um den Vormarsch der amerikanischen Truppen zu stoppen. Heute erinnert nur noch das historische Brückenhäuschen aus rotem Ziegelstein und schwarzem Dach an diese Vergangenheit.
Ein Ort für Spiel und Erholung
Der Waldspielpark Schwanheim ist ein beliebtes Ausflugsziel für Familien und Naturliebhaber. Der integrative Dino-Spielbereich, realisiert mit Unterstützung der Kinderhilfestiftung und des Senckenberg-Instituts, bietet Kindern abwechslungsreiche Spielmöglichkeiten. Neben Liegewiesen, einem Beach-Volleyball-Feld und überdachten Tischtennisfeldern gibt es auch eine Wasserspielanlage, ein Senioren-Fitnessgerät, eine Riesenrutsche und zahlreiche weitere Spielgeräte. Ein Bolzplatz und eine 18-Loch-Minigolfanlage ergänzen das Freizeitangebot. Der Park ist leicht über verschiedene Fahrradrouten erreichbar und bietet zahlreiche Wanderwege in der Umgebung. Ein Kiosk, Toiletten und ein Grillplatz sorgen für die nötige Infrastruktur, um einen angenehmen Tag im Grünen zu verbringen.
Ein Fenster in die Vergangenheit
Das Heimatmuseum Schwanheim, beheimatet im historischen Wilhelm-Kobelt-Haus, einem ehemaligen Schulgebäude, bietet eine faszinierende Reise durch die Geschichte des Stadtteils. Die letzte Neugestaltung des Museums erfolgte 2008 und hat den Ausstellungen neues Leben eingehaucht. Besucher können archäologische Funde bewundern, darunter Keramik aus der Bronze- und Hallstattzeit sowie eine spätrömische Bestattung aus einem römischen Gutshof. Diese Funde zeugen von der langen und reichen Geschichte Schwanheims, das 1928 ein Vorort von Frankfurt wurde. Die Ausstellung erstreckt sich über mehrere Räume, die sich unterschiedlichen historischen Epochen widmen. Von Grabungsfunden der Wasserburg Goldstein bis hin zu Exponaten, die das Alltags- und Vereinsleben vergangener Zeiten darstellen, bietet das Museum einen umfassenden Überblick über die Entwicklung des Dorfes Schwanheim.
Vom Erbpachtgrundstück zur modernen Wohnsiedlung
Die Siedlung Goldstein im Osten Schwanheims ist ein beeindruckendes Beispiel für die städtebauliche Entwicklung Frankfurts. Benannt nach einer 1348 erbauten Wasserburg und einem alten Frankfurter Hofgut, entstand Goldstein als letzte der Stadtrandsiedlungen unter dem Frankfurter Siedlungsdezernenten Ernst May. Der Bau der Siedlung begann 1932, obwohl die Pläne bereits 1930 vorlagen. Anders als typische Arbeitersiedlungen wurden hier hauptsächlich Doppelhäuser auf großen Erbpachtgrundstücken errichtet, die für kinderreiche Siedlerfamilien aus dem ländlichen Umland vorgesehen waren. Die Siedlung entwickelte sich schnell zu einer nationalsozialistischen Hochburg, was sich nach dem Zweiten Weltkrieg änderte, als die Verwaltung für eine parteipolitische Durchmischung sorgte. Seit den 1960er Jahren hat sich Goldstein weiterentwickelt, mit Hochhäusern und markanten Bürogebäuden, darunter ein von Egon Eiermann entworfenes Olivetti-Gebäude und futuristische Bauten von Frank Gehry. Diese Entwicklungen haben das Gesicht des Stadtteils nachhaltig verändert und zu einem weiteren Anwachsen der Schwanheimer Bevölkerung beigetragen.
// Text: BG