RIEDERWALD | Riederwald, etwa vier Kilometer östlich der Frankfurter Innenstadt gelegen, hat sich von einer historischen Arbeitersiedlung zu einem charmanten Stadtteil entwickelt. Mit einer Bevölkerung von knapp 5.000 Menschen besticht Riederwald durch eine geringe Bevölkerungsdichte und eine einzigartige Mischung aus historischer Architektur und modernem Leben. Die Ursprünge des Stadtteils reichen bis ins Jahr 1910 zurück, als parallel zum Bau des Osthafens die ersten Wohnbauten im Heimatstil entstanden. Charakteristisch für diese Zeit sind die zweigeschossigen Doppelhausgruppen mit hohen Mansardendächern. In den 1920er Jahren prägten die innovativen Wohnkonzepte von Ernst May das Stadtbild, insbesondere am Engelsplatz und in der Lasallstraße, wo die markanten Bauten mit Schrägdächern und kleinen Innenhöfen bis heute erhalten sind. Die Einführung der Autobahn A66 hat jedoch in den letzten Jahren zu einer erhöhten Lärm- und Abgasbelastung geführt, was die Wohnqualität beeinträchtigt.

Ein Architektonisches Juwel

Ein Highlight des Stadtteils ist die Schäfflestraße, die mit ihrem expressionistischen Stil und dem alten Torhaus beeindruckt. Tritt man durch den Torbogen, wird es sofort ruhig und man findet sich in einer Oase der Beschaulichkeit wieder. Dieses architektonische Meisterwerk bildet einen der Hauptzugänge zum Riederwald und verleiht der Umgebung einen besonderen Charme. Die verkehrsberuhigte Allee, gesäumt von prächtigen Platanen und gemütlichen Gärten an den Vorderseiten der Häuser, schafft eine idyllische Atmosphäre, besonders im Sommer. Die Schäfflestraße ist ein Paradebeispiel für den historischen Charakter und die Lebensqualität, die Riederwald zu bieten hat.

Straßen mit Geschichte

Ein besonderes Merkmal Riederwalds sind die Straßennamen, die vor allem nach bekannten Nationalökonomen und Pionieren der Genossenschaftsbewegung benannt sind. Im ältesten Teil des Stadtteils finden sich Namen wie Raiffeisen-, Schulze-Delitzsch- und Dunckerstraße. Diese Straßen ehren bedeutende Persönlichkeiten, die zur Entwicklung der Genossenschaftsbewegung beigetragen haben. Im östlichen Teil des Stadtteils, wo die kommunale Wohnungsgesellschaft AGB aktiv war, dominieren Namen von Volkswirtschaftlern und Wirtschaftswissenschaftlern wie Karl-Marx-, Friedrich-List- und Thünenstraße. Eine besondere Erwähnung verdient die Umbenennung des Schulze-Delitzsch-Platzes in Johanna-Tesch-Platz. Johanna Tesch, eine engagierte Sozialreformerin und Gewerkschafterin, wird hier als erste Frau geehrt. Zudem wurden im November 2019 zwei weitere Plätze nach Marie Juchacz und Cäcilie Breckheimer benannt, um die Verdienste dieser Frauen zu würdigen. Während der NS-Zeit wurden viele Straßennamen geändert, die nach Juden, Sozialdemokraten oder Sozialisten benannt waren. Nach 1945 wurden diese Umbenennungen wieder rückgängig gemacht, um die historischen Namen zu ehren und die Geschichte des Stadtteils zu bewahren.

Historische Wehrhöfe

Die Riederhöfe, erstmals 1193 als „Curtis in Riederin“ erwähnt, sind ein weiteres historisches Highlight. Ursprünglich im königlichen Besitz und später von Klöstern verwaltet, gelangten sie im 13. Jahrhundert in den Besitz Frankfurter Patrizier. Diese bauten die Höfe zu wehrhaften Anlagen der Frankfurter Landwehr aus. Im 20. Jahrhundert gehörte ein romanisches Herrenhaus zu den Riederhöfen, das jedoch 1944 zerstört und nach dem Krieg abgerissen wurde. Heute erinnert nur noch das gotische Torgebäude an der Hanauer Landstraße an die einstige Hofanlage, ein stilles Zeugnis der reichen Geschichte dieses Ortes.

Sport und Tradition

Das Riederwaldstadion, obwohl formell im benachbarten Stadtteil Seckbach gelegen, trägt den Namen seines Nachbarn aus Tradition. Seit seiner Errichtung 1949 dient es als Trainingsgelände für Eintracht Frankfurt und bietet auch der Jugend und den Amateuren der Eintracht Platz. Das Stadion, bekannt für seine historische Bedeutung und seine Nutzung als Filmkulisse, ist ein Symbol für die sportliche Leidenschaft des Stadtteils. Von den Oberliga-Spielen bis hin zu Leichtathletikwettkämpfen hat das Stadion eine vielfältige Nutzungsgeschichte, die eng mit der Eintracht Frankfurt verbunden ist.

Ein Ort der Erholung für Jung und Alt

Das Licht- und Luftbad in Riederwald, um 1920 erbaut, ist ein beliebter Treffpunkt für Jung und Alt. Mit einem großen Kinderspielplatz, viel Grünfläche und zahlreichen Freizeitmöglichkeiten lädt das Gelände zur Entspannung und Erholung ein. Besondere Veranstaltungen wie das Family & Kids OpenAir machen das „Liluba“ zu einem wichtigen sozialen Treffpunkt im Stadtteil. Hier treffen sich die Bewohner von Riederwald, um gemeinsam zu entspannen und die Natur zu genießen. Der Abenteuerspielplatz und die zahlreichen Sporteinrichtungen bieten für jeden etwas und tragen zur lebendigen Gemeinschaft bei.

Besinnung und Gemeinschaft

Die Heilig-Geist-Kirche in der Schäfflestraße ist ein schlichter, aber bedeutender Ort der katholischen Gemeinde. Erbaut 1930 und nach dem Zweiten Weltkrieg wieder aufgebaut, ist die Kirche durch ihre Vierergruppen von Rundfenstern und farbigen Reliefs an den Portalen charakterisiert. Sie ist ein ruhiger Ort des Gebets und der Besinnung im Herzen des Stadtteils. Zusammen mit dem Pfarrhaus, das 1923 erworben wurde, bildet die Kirche einen wichtigen Bestandteil des religiösen und sozialen Lebens in Riederwald. Das „Weberkreuz“ und die „7 Gaben des Heiligen Königs“ an der Nordseite der Kirche sind Ausdruck des architektonischen und geistlichen Erbes, das Martin Weber hinterlassen hat.

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