PRAUNHEIM | Praunheim, im Nordwesten Frankfurts gelegen, bietet eine einzigartige Mischung aus urbanem Leben und naturnaher Umgebung. Geprägt von zahlreichen Grünflächen und Parks, wie dem Niddapark, zieht der Stadtteil sowohl Naturliebhaber als auch Städter an. Hier können die Bewohner die Annehmlichkeiten einer städtischen Infrastruktur genießen, ohne auf die Ruhe und Schönheit der Natur verzichten zu müssen. Praunheim ist für seine engagierte Gemeinschaft bekannt, die den Stadtteil zu einem lebendigen und einladenden Ort macht. Die hervorragende Verkehrsanbindung, die vielfältigen Bildungs- und Einkaufsmöglichkeiten sowie die medizinischen Dienstleistungen machen Praunheim besonders attraktiv für Familien und Pendler.
Eine Reise durch die Zeit
Praunheim blickt auf eine reiche Geschichte zurück, die bis ins Mittelalter reicht. Bereits seit der Jungsteinzeit, vor etwa 6000 Jahren, ist das Gebiet besiedelt, begünstigt durch den fruchtbaren Lößboden des Ebelfeldes. In der Römerzeit spielte die Region eine strategische Rolle bei der Eroberung der Wetterau, wie die Reste von Militärlagern zwischen Heddernheim und Praunheim belegen. Eine römische Militärstraße verband Praunheim mit der Wetterau und Mainz. Historische Funde und archäologische Stätten, obwohl teilweise durch spätere Bauprojekte zerstört, zeugen von dieser bewegten Vergangenheit und verleihen dem Stadtteil eine besondere kulturelle Tiefe.
Ein Meilenstein des sozialen Wohnungsbaus
Die Siedlung Praunheim ist ein bedeutendes Beispiel für das Neue Frankfurt, ein großes Bauprojekt zur Linderung der Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg. Unter der Leitung von Ernst May entstanden hier ab 1925 zahlreiche Wohnungen, um den dringend benötigten Wohnraum zu schaffen. Die Siedlung Praunheim wurde nach dem Reichsheimstättengesetz konzipiert, das den Erwerb von Einfamilienhäusern zu erschwinglichen Preisen ermöglichte. Diese Häuser waren durch spezielle Heimstättenverträge vor Zwangsversteigerungen geschützt. Diese Siedlung bot vielen Familien die Chance, in eigenen vier Wänden zu leben und prägte das soziale und bauliche Gesicht des Stadtteils nachhaltig.
Kreatives Wohnprojekt
Im Jahr 1964 initiierte der Frankfurter Planungsdezernent Hans Kampffmeyer ein einzigartiges Projekt in Praunheim: eine Künstlerkolonie. Zehn Grundstücke wurden Künstlern zur Verfügung gestellt, um moderne Häuser zu bauen. Diese Häuser, die in der Straße An den Pflanzländern 2-22 stehen, sollten ursprünglich im Zusammenhang mit der Bundesgartenschau 1969 entstehen, die jedoch nicht stattfand. Diese Initiative zeigt den innovativen Geist Praunheims und seine Bereitschaft, kreative Wohnprojekte zu unterstützen.
Wohnraum mit Geschichte
Die Siedlung Westhausen, ebenfalls ein Teil des Neuen Frankfurt, wurde zwischen 1929 und 1931 erbaut und umfasst 1116 Mietwohnungen. Diese Siedlung zeichnet sich durch ihre charakteristischen Reihenhäuser und Laubenganghäuser aus, die von renommierten Architekten wie Ernst May und Eugen Blanck entworfen wurden. Westhausen besticht durch eine durchdachte städtebauliche Planung mit großzügigen Grünflächen, die von Max Bromme gestaltet wurden. Die Straßen in der Siedlung erhielten nach dem Zweiten Weltkrieg neue Namen zu Ehren von Widerstandskämpfern und Opfern des Nationalsozialismus umbenannt.
Sport und Freizeit
Sportlich Aktive finden in Praunheim zahlreiche Vereine und Einrichtungen, die für eine abwechslungsreiche Freizeitgestaltung sorgen. Die Frauenfußballabteilung der SG Praunheim 1908, aus der der erfolgreiche 1. FFC Frankfurt hervorging, zeigt die lange Tradition und das Engagement im Sport. Die modernisierte Kunstrasenfläche auf dem Fußballplatz Praunheimer Hohl ist ein beliebter Treffpunkt für Sportbegeisterte. Zudem bietet die Adlerwiese einen Rodelhang und der Europäische Fernwanderweg E1 führt durch die grüne Landschaft Praunheims, was Naturliebhabern und Wanderern vielfältige Möglichkeiten eröffnet.
Engagement und Integration
Die Praunheimer Werkstätten sind eine überregional bekannte Einrichtung zur Förderung von Menschen mit Behinderungen. Seit dem Umzug in einen modernen Neubau im Jahr 2016 bieten sie vielfältige Produkte und Dienstleistungen an, darunter handgefertigtes Holzspielzeug und Möbel. Die Einrichtung spielt eine wichtige Rolle in der Gemeinschaft und bietet sowohl Arbeits- als auch Wohnmöglichkeiten.
Die Verbindung über die Nidda
Der 2014 erbaute Willi-Petri-Steg, benannt nach dem Praunheimer Kunstmaler Wilhelm Petri, verbindet die Willi-Brundert-Siedlung und die Praunheimer Hohl über die Nidda. Der moderne Übergang ist ein Symbol für die gute Erreichbarkeit und die Verbindungen innerhalb des Stadtteils. Praunheim, durchzogen von der Nidda, bietet mit seinen Brücken und Stegen nicht nur praktische Verkehrswege, sondern auch malerische Ausblicke und Möglichkeiten für entspannte Spaziergänge.
Ein Ort des Gedenkens
Der Friedhof Westhausen, 1952 eingeweiht, ist eine bedeutende Gedenkstätte im Stadtteil. Besonders bemerkenswert ist der Ehrenfriedhof für italienische Kriegsopfer, auf dem 4788 italienische Soldaten ruhen, die während des Zweiten Weltkriegs als Zwangsarbeiter nach Deutschland gebracht wurden. Die Trauerhalle und die dazugehörige Stahlbetonmauer, gestaltet von Otto Herbert Hajek und Günter Bock, sind architektonisch beeindruckend und bieten einen Ort der Ruhe und des Gedenkens.
Ein Denkmal des Wiederaufbaus
Die Auferstehungskirche ist ein wichtiges Kulturdenkmal in Praunheim. Ursprünglich zwischen 1770 und 1773 erbaut, wurde die Kirche nach ihrer Zerstörung im Zweiten Weltkrieg wiederaufgebaut und 1948 neu eingeweiht. Ihre Geschichte reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück, als erstmals eine Kirche in Praunheim erwähnt wurde. Der Wiederaufbau nach dem Krieg zeugt von der Widerstandsfähigkeit und dem Glauben der Gemeinde. Heute gehört die Auferstehungskirche zur Lydiagemeinde und ist ein zentraler Ort des religiösen Lebens und der Gemeinschaft in Praunheim.
Titelbild: Siedlung Westhausen/Wohnhaus-Reihe in der Egestraße (Foto: Dennis David Auger, CC BY-SA 4.0)