HÖCHST | Höchst, ein Stadtteil im Westen von Frankfurt am Main, ist ein lebendiges Zentrum mit einer reichen Vergangenheit und einer Vielzahl kultureller Highlights. Einst eine eigenständige Stadt, wurde Höchst im Jahr 1928 nach Frankfurt eingemeindet. Bekannt für seine industrielle Tradition, war es einst das Zuhause der Hoechst AG, eines weltweit führenden Chemieunternehmens. Heute bietet Höchst seinen Bewohnern einen attraktiven Wohnort und einen lebendigen Stadtteil voller kultureller Vielfalt und authentischer Atmosphäre. Besonders beeindruckend ist die historische Altstadt mit ihren charakteristischen Fachwerkhäusern, die zum Schlendern durch die engen Gassen einlädt und der Bolongaropalast. Ein Besuch in Höchst verspricht ein einzigartiges Erlebnis inmitten einer lebendigen und facettenreichen Umgebung.
Im Wandel der Zeit
Höchst hat eine lange Geschichte, die vor mehr als 1200 Jahren begann. Das Plateau an der Niddamündung war sicher vor Hochwasser und gut zu verteidigen. Dort entstand ein Dorf namens „Hostat“, später Höchst genannt. Die Justinuskirche, eine der ältesten Kirchen Deutschlands, wurde um 830 gebaut. Im Jahr 1000 gehörte Höchst zu Kurmainz. Die Stadt erlebte Höhen und Tiefen, darunter ein Feuer 1586 und Leiden im Dreißigjährigen Krieg. Früh erhielt Höchst das Stadtrecht, doch um Teil von Frankfurt zu werden, war ein Eingemeindungsvertrag nötig. Ursprünglich wollte Höchst viel Autonomie bewahren. Doch die Nationalsozialisten änderten die Pläne und machten Höchst zu einem Teil Frankfurts. Der Vertrag geriet fast in Vergessenheit, bis etwa 1950. Der Wohnsitz des Frankfurter Oberbürgermeisters im Bolongaropalast beschleunigte die Entwicklung.
Zeitlose Schönheit
Die Justinuskirche, auch als Margarethenkirche bekannt, thront majestätisch über Frankfurt-Höchst und ist das älteste erhaltene Gebäude der Stadt. Ihre Ursprünge reichen zurück bis in die Zeit nach 830. Die Basilika beeindruckt mit ihrer dreischiffigen Struktur und dem spätgotischen Hochchor aus dem Jahr 1441. Der Vorplatz zur Stadtseite und der malerische Blumen- und Kräutergarten zur Mainseite hin geben der Kirche eine besondere Atmosphäre. Die Justinuskirche ist ein Symbol für die Geschichte von Höchst und war einst ein beeindruckendes Machtsymbol gegen den Königshof in Frankfurt. Heute dient sie als „Sommerkirche“ und ist ein beliebter Ort für Hochzeiten, dank ihres prachtvollen barocken Hochaltars und der imposanten Konzertorgel. Während die Justinuskirche ihre Tore für besondere Anlässe öffnet, steht die neuromanische Josefskirche den Gläubigen als regelmäßige Pfarrkirche zur Verfügung.
Industriegeschichte
Die ehemaligen Farbwerke Hoechst haben den gleichnamigen Stadtteil weltweit bekannt gemacht. Gegründet im Jahr 1863 außerhalb von Frankfurt, konnte sich das Unternehmen im Herzogtum Nassau niederlassen, da dort die Industrieentwicklung gefördert wurde. Anfangs produzierte es kostengünstige Teerfarben und entwickelte als erstes Unternehmen einen grünen Farbstoff, der auch bei Gaslicht seine Farbe behielt. Während des Ersten Weltkrieges musste das Werk seine Produktion auf Kriegsmaterial umstellen und erlebte große
Veränderungen. 1925 fusionierte die Hoechst AG mit der I.G. Farbenindustrie AG, was während des Nationalsozialismus zu einer Gleichschaltung und Vertreibung jüdischer Mitarbeiter führte. Trotz der Kriegsereignisse blieb das Werk weitgehend unbeschädigt. 1951 wurde die I.G. Farbenindustrie AG entflechtet und neu gegründet, wobei ein neues Firmenemblem entstand. Von 1974 bis 2005 trug das Unternehmen den Namen Hoechst AG, bis es von der Sanofi-Gruppe übernommen und in eine GmbH umgewandelt wurde.
Ein Hauch von Adel
Der barocke Palast, erbaut auf der Südseite der Bolongarostraße, erzählt eine reiche Geschichte von Handel, Adel und Kultur. Ursprünglich von den Bolongaro-Brüdern im 18. Jahrhundert erbaut, diente er zunächst als stolzes Wohnhaus, bevor er in den Wirren der Geschichte verschiedene Verwendungen erlebte, darunter als Fabrikgebäude. Heute erstrahlt der Palast dank der Restaurierung der Stadt Höchst in neuem Glanz und beherbergt die Stadtbezirksverwaltung sowie ein Standesamt. Prunkvolle Räume mit Spiegelwänden, Deckengemälden und Seidentapeten laden Besucher ein, in vergangene Zeiten einzutauchen. Besonders sehenswert sind die Hauskapelle, der Festsaal und eine einzigartige Porzellanausstellung von Alt-Höchster Reproduktionen.
Doppeltes Schlosserlebnis
Das Höchster Schloss beeindruckt sofort mit seiner majestätischen Erscheinung, wenn man die ersten Schritte in Höchst unternimmt. Schon aus der Ferne ist das imposante Gebäude sichtbar, das aus verschiedenen Epochen der Geschichte stammt und sich im Laufe der Zeit erweiterte. Der alte Bergfried aus dem 14. Jahrhundert ist das einzige Überbleibsel des ursprünglichen Höchster Schlosses und wurde später mit einer barocken Haube versehen, was ihm eine einzigartige Silhouette verleiht.
Das „Neue Schloss“ ist ein weniger dokumentierter Anbau, vermutlich aus dem späten 16. Jahrhundert. Nachdem es durch verschiedene Hände gegangen war, übernahm die Deutsche Denkmalstiftung das Schloss 2002 symbolisch für einen geringen Preis. Seitdem wurde es sukzessive restauriert und als Heimatmuseum für Frankfurt-Höchst umgestaltet.
Naturerlebnis für Groß und Klein
Der Höchster Stadtpark ist ein idyllisches
Fleckchen inmitten des Stadtteils, das Natur- und Erholungssuchende gleichermaßen begeistert. Als Teil des Frankfurter Grüngürtels ist er nicht nur ein Rückzugsort für Menschen, sondern auch ein Schutzgebiet für eine vielfältige Tier- und Pflanzenwelt. Mit seinem malerischen Weiher, einer eleganten Bogenbrücke und einer Fläche voller Seerosen strahlt der Park eine einzigartige Ruhe aus. Familien finden hier ein Paradies mit großer Liegewiese und einem Spielplatz im Norden des Parks. Ursprünglich als Antwort auf das Bevölkerungswachstum zwischen 1908 und 1911 angelegt, hat der Park eine bewegte Geschichte hinter sich. Heute ist er ein geschätztes Naherholungsgebiet und ein Ort der Naturverbundenheit für die Bewohner von Höchst und darüber hinaus.
Von der Vergangenheit lernen (Tipp)
In Höchst gab es lange Zeit eine kleine jüdische Gemeinde, deren Ursprünge bis ins 17. Jahrhundert zurückreichen. Die Gemeinde hatte zunächst eine Synagoge in der Badstubengasse, nahe der Justinuskirche. Später, im Jahr 1905, wurde auf der Ostseite des Höchster Bürgerparks eine neue Synagoge errichtet, die jedoch während der Novemberpogrome 1938 zerstört wurde. Die jüdische Bevölkerung wurde entweder ins Ausland vertrieben oder in Konzentrationslagern ermordet. Heute erinnert eine Gedenktafel auf dem Ettinghausen-Platz an die Synagoge und die tragischen Ereignisse. Der Ettinghausen-Platz, benannt nach einer der ältesten jüdischen Familien in Höchst, beherbergt die Installation „Fernrohre in die Vergangenheit“, die es Besuchern ermöglicht, virtuell die zerstörte Synagoge von 1938 zu betrachten und die Geschichte der jüdischen Gemeinde zu reflektieren.
BU: Gedenktafel für die Synagoge am Höchster Markt. (Foto: EvaK via Wikimedia Commons CC BY-SA 2.5)
Ein Genuss für die Sinne ( Tipp)
Entdecken Sie frische Vielfalt auf dem Wochenmarkt und in der Markthalle Höchst! Dreimal pro Woche öffnet der Markt seine Pforten für Besucher, die nach exotischen Früchten, heimischem Bio-Obst und -Gemüse suchen. Qualität steht hier im Vordergrund, und die freundlichen Händler bieten gerne Kostproben an und geben kulinarische Inspirationen. Seit 1995 ist ein Teil des Marktes überdacht, wo Feinkost, Fleisch und Wurstwaren angeboten werden, während draußen auf dem Marktplatz Obst, Gemüse und Blumen locken.
Öffnungszeiten: Dienstags 7.00 – 13.00 Uhr, Freitags 7.00 – 13.00 Uhr, Samstags 7.00 – 13.00 Uhr
Titelbild: Blick von der Parkseite auf den Bolongaropalast (Foto via Wikimedia Commons GFDL 1.2)