FRANKFURT | Sportvereine leisten viel für unsere Gesellschaft. Sie verbinden Menschen, vermitteln Kindern und Jugendlichen Werte – und tragen zum gesellschaftlichen Zusammenhalt bei. Aber: Sie stehen nur selten im Mittelpunkt, was am 11. Juni anders sein soll. Dann findet nämlich der Trikottag statt, zu dem der Landessportbund Hessen (lsb h) zum zweiten Mal aufruft. Sichtbarkeit schaffen für die wertvolle Arbeit der rund 7.400 hessischen Vereine: Das steckt hinter der Aktion, die viele Leistungssportler*innen unterstützen werden – beispielsweise Bob-Olympiasiegerin Deborah Levi aus Mittelhessen. „Das Engagement in den Vereinen ist die Basis. Würde es das nicht geben, gäbe es keinen Leistungssport.“ Die 26 Jahre alte Anschieberin stammt aus dem TV Dillenburg, in dem sie als Kind mit der Leichtathletik begann. Heute ist sie Mitglied beim Sprintteam Wetzlar und SC Potsdam. „Meine Vereine unterstützen mich vorbildlich. Sie sind für mich wie eine zweite Familie, in der ich auch immer ein offenes Ohr finde, wenn ich ein Problem habe.“

Deborah Levi (Foto: privat)

Vereinsmitglieder und Sportbegeisterte sind am 11. Juni eingeladen, das Trikot, Shirt oder die Trainingsjacke ihres Vereins zu tragen und Bilder in den sozialen Medien mit den Hashtags #Trikottag und #TrikottagHessen zu posten. Auch Schulen und Unternehmen können sich beteiligen – und mit bewegten Pausen den Tag sportlich gestalten. Die Aktion ist erneut Teil eines bundesweiten Trikottags, den der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) im Vorjahr initiiert hatte. Nach dem großen Erfolg bei der Premiere erhofft sich lsb h-Präsidentin Juliane Kuhlmann ein weiteres starkes Zeichen. „Vereinssport ist vielfältig und lebendig – das wollen wir mit dem Trikottag wieder anschaulich deutlich machen“, sagt Kuhlmann und fügt hinzu: „Mit dem Trikottag wollen wir mehr Menschen für den Vereinssport begeistern und den Ehrenamtlichen in den Vereinen öffentlichkeitswirksam danken.“ Das ist auch Levi ein besonderes Anliegen: „Die Ehrenamtlichen übernehmen viel Arbeit im Hintergrund, die oft nicht gesehen wird“, erläutert die Olympiasiegerin und betont den Wert des organisierten Sports: „Unsere Gesellschaft braucht starke Vereine, um dem Bewegungsmangel entgegenzuwirken – gerade bei den Kindern und Jugendlichen, die immer öfter am Computer hängen.“

Was die Vereine für den Nachwuchs leisten, weiß die in Frankfurt wohnende Lehramtsstudentin aus eigener Erfahrung. „Ich habe sehr, sehr gute Erinnerungen an meinen ersten Verein – besonders an die Anfangszeit.“ Sehr viel mitgenommen habe sie von den Trainingslagern, bei denen sie gelernt habe, sich in Gruppen zu behaupten. „In Vereinen lernt man so viel, was man fürs Leben braucht. Man lernt beispielsweise Rückschläge zu verkraften, die es im Leben immer wieder gibt.“ Gerne erinnert sich Levi an ihren ersten Trainer Christian Beschorner zurück, der ihre Entwicklung hin zu eine der besten 100-Meter-Sprinterinnen in Hessen in die Wege leitete. „Er hat mir immer wieder Mut gemacht und mir aufgezeigt, dass ich im Sport eine Perspektive habe.“ Seit einigen Jahren trainiert Levi im Team von Leichtathletik-Bundestrainer David Corell. „Er ist mit mir den Weg in den Bobsport gegangen, obwohl er eigentlich Sprinttrainer ist. Besonders meinen Trainern möchte ich mit meiner Teilnahme am Trikottag herzlich danken.“

Knapp zehn Monate ist es her, dass in Hessen der erste Trikottag stattfand. 2017 vom Bayerischen Landes-Sportverband ins Leben gerufen, riefen in den folgenden Jahren weitere Dachorganisationen zu Aktionstagen auf. Die Resonanz war in vielen Bundesländern beeindruckend – auch in Hessen. An Bushaltestellen, in Büros, im Supermarkt – und vor allem an vielen Schulen: Trikots und Shirts von hessischen Vereinen waren am 14. Juni 2023 überall zu sehen. Und in den sozialen Medien wurden Bilder gepostet und geteilt. In verschiedensten Situationen machten Menschen Werbung für ihren Heimatverein. Es gab sogar Rettungsfahrer, die ihren Dienst im Trikot antraten. Und Radiomoderatoren, die in Vereinskluft moderierten. „Ich wünsche mir, dass in diesem Jahr noch mehr Menschen ihre Verbundenheit mit ihrem Heimatverein zeigen“, sagt Kuhlmann. Dass bei der Premiere viele Menschen die Trikots von Proficlubs trugen, findet die hessische Sportchefin überhaupt nicht schlimm, doch sie merkt an: „Die Proficlubs machen wichtige Arbeit, bekommen aber schon viel Aufmerksamkeit. Die vielen kleinen Vereine an der Basis hingegen werden oft leider übersehen. Am Trikottag sollen sie die Aufmerksamkeit bekommen, die sie verdient haben.“

(Text/Grafik: PM)

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