GINNHEIM | Ginnheim, einst als „Genno“ bekannt, ist ein Stadtteil mit einer reichen Geschichte und einem idyllischen Charme, der bis heute spürbar ist. Seit seiner Eingemeindung am 1. April 1910 ist Ginnheim Teil der pulsierenden Metropole Frankfurt am Main. Städtebaulich eng verbunden mit den angrenzenden Stadtteilen Eschersheim im Norden und Dornbusch im Osten, hat Ginnheim seinen eigenen Charakter bewahrt. Das einst mittelalterliche Dorf hat sich im Laufe der Zeit zu einem modernen Stadtteil entwickelt, der eine Mischung aus Relikten aus der Vergangenheit und zeitgemäßer Architektur bietet. Die vielen Siedlungshäuser, die einst von den Amerikanern hinterlassen wurden, sind Zeugen der Geschichte und verleihen Ginnheim einen besonderen Charme. Der wunderschöne Niddapark, der aus der Zeit der Bundesgartenschau stammt, bietet den Bewohnern von Ginnheim bis heute einen Ort der Entspannung und Erholung. Verkehrstechnisch hervorragend an die Innenstadt angebunden, ist Ginnheim ein Ort, der Ruhe und Gelassenheit ausstrahlt und dennoch alle Vorzüge des städtischen Lebens bietet.
Das Ginnheimer Wäldchen & Volkspark Niddatal
In Ginnheim kommt die Natur nicht zu kurz: Das angrenzende Waldgebiet bietet mit seiner Nähe zur Nidda eine wunderschöne Strecke für Spaziergänger. Das Gehölz besteht aus einer abwechslungsreichen Mischung aus Eichen und Hainbuchen sowie einer vielfältigen Begrünung. Das Ginnheimer Wäldchen umgibt den Volkspark Niddatal. Der Volkspark Niddatal stellt für die Frankfurter Bürger Spiel- und Sportanlagen zur Verfügung, auf denen sich Jung und Alt austoben können. Mit einem Fitnessparcours trägt die Anlage auch zu gesundheitlichen Aspekten bei. Viele der Sportanlagen werden von örtlichen Vereinen genutzt. Obwohl der Park geografisch eher in Praunheim liegt und nur an Ginnheim angrenzt, ist er auch bei den Bewohnern von Ginnheim ein beliebter Ort zum Verweilen. Ein besonderes Highlight des Parks ist die Lindenallee mit ihren Bastionen. Eine beeindruckende 900 Meter lange Allee, bestehend aus rund 300 Kaiserlinden. An den Enden und in der Mitte der Allee befinden sich drei Bastionen, die einen Blick in die Talräume der Niddaaue ermöglichen.
Ginnheimer Spargel
Obwohl er sich eigentlich in Bockenheim befindet, hat der „Ginnheimer Spargel“, wie der Fernsehturm Frankfurts liebevoll genannt wird, einen festen Platz im Stadtteilleben von Ginnheim gefunden. Der markante Turm steht am Ginnheimer Stadtweg 90 und trägt dadurch zur oft fälschlichen Assoziation mit dem Stadtteil Ginnheim bei. In Neuhessisch wird er auch als „Ginnemer Schbarschl“ oder einfach „Ginni“ bezeichnet. Offiziell als Europaturm bekannt, ist er mit einer Höhe von 337,5 Metern der zweithöchste Fernsehturm in Deutschland. Interessanterweise wurden bis in die 1990er-Jahre keine Fernsehsignale über den Turm übertragen. Daher war die Bezeichnung „Fernsehturm“ lange Zeit unpassend. Stattdessen wurden ausschließlich Daten-, Fernsprech- und Hörfunksignale gesendet. Heute wird der Turm von der Deutschen Telekom betrieben und dient als Empfangsstation für Satellitensignale, die über Frankfurt und Südhessen verteilt werden. Der „Ginnheimer Spargel“ bleibt somit ein wichtiges Kommunikationszentrum über den Dächern der Stadt.
Urban Gardening und KlimaWerkstatt
Seit 2013 gibt es auf dem Kirchplatz in Ginnheim einen besonderen Ort: das Kirchplatzgärtchen. Mit dem Motto „Jeder Mensch ist ein Gärtner“ gehört dieser kleine Stadtgarten zu den ältesten Urban-Gardening-Projekten in Frankfurt. In enger Zusammenarbeit mit der KlimaWerkstatt setzt sich der Verein „Ginnheimer Kirchplatzgärtchen e.V.“ auch für den Klimaschutz ein. Hier wird nicht nur gegärtnert, sondern auch aktiver Umweltschutz betrieben. Das Kirchplatzgärtchen ist ein lebendiger Treffpunkt, an dem sich Menschen für eine grünere und nachhaltigere Zukunft engagieren.
Die KlimaWerkstatt Ginnheim ist eine Initiative des Vereins „Ginnheimer Kirchplatzgärtchen e.V“ und setzt sich in verschiedenen grünen Projekten ein. Ihr Fokus liegt auf der Vermittlung von Inspirationen rund um Klimaschutz und nachhaltiges Leben. Dabei spielt auch die Idee der urbanen Selbstversorgung eine wichtige Rolle. In Workshops werden interessierten Personen Möglichkeiten aufgezeigt, wie sie durch ihr eigenes Verhalten einen Beitrag zum Klimaschutz und zu einem veränderten Bewusstsein leisten können. Die Betonung der individuellen Verantwortung und des persönlichen Engagements soll Veränderungen bewirken und zur Nachhaltigkeit beitragen.
Platensiedlung
Inmitten von Ginnheim befindet sich die Platensiedlung. Ihr Ruf als Schauplatz von Drogenhandel und Familiendramen eilte ihr voraus. Wie in Gangster-Serien hatten hier kriminelle Großfamilien das Sagen. Doch im Jahr 2019 sollte sich alles ändern: Durch Kündigungen gelang es der Wohnungsbaugesellschaft der Platensiedlung, diejenigen Familien, die für die Missstände im Viertel verantwortlich waren, endgültig auszusperren. Damit schuf man Raum für Veränderungen. Die 342 vorhandenen Wohnungen wurden saniert und die 19 dreistöckigen Gebäude um zwei Stockwerke aufgestockt. Dies ermöglichte die Schaffung von 680 neuen Wohnungen durch eine Nachverdichtung. Durch den Einsatz von Holzbauteilen sind die Wohnungen besonders kostengünstig. Die Stadt Frankfurt bemüht sich seitdem, das Viertel wieder attraktiv zu gestalten. Es wurden Geschäfte, Gewerbeflächen und Kindertagesstätten hinzugefügt. Mit gleich fünf neuen Tiefgaragen soll das wohl bekannteste Problem Frankfurts, nämlich Parkplatzmangel, in diesem Viertel der Vergangenheit angehören.
Alte Bethlehemkirche
Im Jahr 1700 wurde die Alte Bethlehemkirche geweiht. Heute ist sie ein beliebter Ort für Hochzeiten, Taufen und Konfirmationsjubiläen. Gelegentlich finden sogar kleine Konzerte in der „Dorfkirche“ statt. Leider ist die Kirche nur bei Veranstaltungen für Besucher geöffnet. Sie wurde nach den Plänen des Architekten Klaus Peter Heinrici in der Straße „Fuchshohl“ erbaut. Die Kirche hat einen sechseckigen Grundriss und einen dreißig Meter hohen Glockenturm. Eine Lichtkuppel in der Dachmitte und Schlitze in den Wänden sorgen für eine helle Atmosphäre im Inneren. Altar, Kanzel und Lesepult sind auf einem Podest in der Mitte des Raums angeordnet und können bei Bedarf entfernt werden. Über der Kirchentür erinnert die Zahl „1699“ an die Grundsteinlegung. Die barocke Saalkirche erhielt 1922 einen neuen Anstrich: Die Empore, Bänke, Kanzel und Orgel wurden grün-grau mit goldenen Linien gestaltet, während die Holzwände dunkelrot gestrichen wurden. Zum 300-jährigen Jubiläum wurde die Kirche im Jahr 2000 erneut renoviert und saniert. Es ist wichtig zu beachten, dass die Alte Bethlehemkirche nicht mit der neuen evangelischen Bethlehemkirche verwechselt werden sollte. Diese wurde als Ergänzung zur alten Kirche erbaut, da die Gemeinde aufgrund neuer Wohnviertel stetig wuchs. Die neue Bethlehemkirche befindet sich nur wenige Meter entfernt.
(Text / Titelfoto: TL)