FRANKFURT | Die diesjährige Preisträgerin des Tony Sender-Preises steht nun fest: Der mit 10.000 Euro dotierte Tony Sender-Preis geht an die Therapeutin, Feministin und Gründerin des Vereins Broken Rainbow Constance Ohms und soll am 8. Dezember feierlich überreicht werden.
„Seit Jahrzehnten kämpft Constance Ohms für lesbische und queere Sichtbarkeit. Sie setzt sich gegen Gewalt und Diskriminierungen und für geschlechtliche und sexuelle Vielfalt ein. Mit ihrer kontinuierlichen und positionierten Haltung und Arbeit leistet sie einen zentralen Beitrag im Kampf gegen queerfeindliche Gewalt und Menschenfeindlichkeit“, lautet die Begründung der vom Magistrat eingesetzten Jury.
„In den letzten Monaten stieg die Anzahl queerfeindlicher Straftaten in Deutschland. Auch in Frankfurt kam es vermehrt zu verbaler und körperlicher Gewalt gegen queere Menschen. Die Zunahme von Hasskriminalität gegen queere Personen ist erschreckend. Und genau deshalb kommt für mich die Auszeichnung von Dr. Constance Ohms mit dem Tony Sender-Preis zur richtigen Zeit. Wir zeichnen eine Frau aus, die sich in besonderer Weise, vielleicht sogar als Lebensaufgabe, seit Jahrzehnten für lesbische Sichtbarkeit einsetzt und queerfeindlicher Gewalt in allen Facetten den Kampf angesagt hat. Ihr Einsatz für Lesben und queere Menschen ist unglaublich groß und diesem unermüdlichen Einsatz Anerkennung zu zollen und würdigen zu können durch die Auszeichnung mit dem Tony Sender-Preis, freue ich mich sehr“, erläutert Rosemarie Heilig, Dezernentin für Klima, Umwelt und Frauen sowie Juryvorsitzende.
Die promovierte Soziologin Ohms war unter anderem Mitgründerin des landesweiten Netzwerks „Hessisch Lesbisch“, Mitglied des Arbeitskreises „Jour Fixe Homosexualität“ des Frankfurter Präventionsrats und trieb bundes- und europaweit die Vernetzung lesbischer und lesbisch-schwuler Antigewaltprojekte voran. Im Frankfurter Verein Broken Rainbow ist sie bis heute im Vorstand aktiv, hauptberuflich leitet sie die psychologische Fachberatungsstelle „gewaltfreileben“. Arbeitsschwerpunkt von Constance Ohms war und ist die Gewaltdynamik in queeren Beziehungsgefügen. Ihre vielseitigen Expertisen als Antidiskriminierungsexpertin und Therapeutin stellt Constance Ohms in den Dienst des Kampfs gegen queerfeindliche Gewalt, für mehr Geschlechtergerechtigkeit und für die Sichtbarkeit queerer Lebenswirklichkeiten.
„Tony Sender, die sich gegen das Nazi-Regime stemmte und später bei den Vereinten Nationen für Menschenrechte und die Gleichstellung von Frauen eintrat, ist für mich ein großes Vorbild. Ihr Geist wird fortgeführt im Eintreten für Geschlechtergerechtigkeit und im Kampf gegen lesben-, trans- und queerfeindliche Gewalt. Deshalb ist der Tony Sender-Preis für mich eine Ermutigung und Bestätigung für mein langjähriges Engagement für ein gewaltfreies Leben“, sagt Ohms.
Mit dem Tony Sender-Preis wird an die engagierte Politikerin Tony Sender (1888 – 1964) erinnert, die in Frankfurt am Main ihre, wie sie sagte, prägenden politischen Anstöße erhielt und ihre entscheidenden Entwicklungsjahre verbrachte. Der Preis wird von der Stadt Frankfurt alle zwei Jahre zur Förderung und Anerkennung hervorragender innovativer Leistungen vergeben, die der Verwirklichung des verfassungsrechtlichen Gebots der Gleichberechtigung von Mann und Frau dienen und die der Benachteiligung und Diskriminierung von Frauen entgegenwirken.
Eine Liste der bisherigen Preisträgerinnen ist zu finden auf der Website des Frauenreferats unter Tony Sender Preis | Stadt Frankfurt am Main.
(Text: Stadt Frankfurt / Foto: Katharina Dubno)