ALTSTADT | Der Frankfurter Kunstverein lädt zusammen mit Ranga Yogeshwar zu einer Abendveranstaltung ein, bei der Experten und Expertinnen vielschichtige Konsequenzen der KI-Bildgenerierung, des Promptens und ihrer Auswirkungen beleuchten werden.
Es ist das erste Mal, dass die Maschine auf das setzt, was den Menschen und dessen Zivilisation für Jahrtausende ausgemacht hat: Sprache. Sie ist die Basis unserer Kultur, der Politik, der Gesetzgebung, des Finanzmarktes und der Selbstsicht des Menschen. Durch die neuen KI-Anwendungen wird nun das Betriebssystem des Menschen gehackt.
Mit der breitenwirksamen Nutzung der KI-Technologie stehen die Gesellschaft und alle Bereiche des menschlichen Lebens vor einer epochalen Transformation. Technologie wandelt sich von einem passiven Werkzeug zu einem autonom agierenden System welches selbstständig Entscheidungen fällt und neue Narrative erzeugen kann. So avanciert Künstliche Intelligenz zu einem Kommunikationspartner (fast) auf Augenhöhe, dem in naher Zukunft auch das Potenzial für Emotionen und ein Bewusstsein vorhergesagt wird.
Es geht um eine fundamentale Verschiebung im Verhältnis zwischen Mensch und synthetischer Intelligenz, bei der es zu klären gilt, nach welchen Einflussfaktoren sie sich jeweils verhalten. So stellt sich die Frage, ob es eine strukturerhaltende Abbildung unserer Wirklichkeit in der digitalen Welt der Zahlen und Korrelationen gibt. Auf tieferer Ebene würde sich die Realität in der Digitalität auflösen.
Wenn generierende Technologien die menschliche Realität dekonstruieren und künstlich neu zusammensetzen, wie wird diese neue Wirklichkeit dann aussehen? Welche Rolle spielt Sprache, wenn maschinelle Intelligenz diese in mathematische Modelle transformiert? In welchem Machtverhältnis werden Entscheidungen getroffen werden? Und letztendlich führt alles auf die fundamentale Frage hin, was das Menschsein ausmacht?
Voranmeldung via E-Mail an post@fkv.de. Die Veranstaltung ist kostenlos. Frankfurter Kunstverein, Steinernes Haus am Römerberg, Markt 44, Frankfurt am Main
Es nehmen teil
Ranga Yogeschwar (*1959) zählt zu den führenden Wissenschaftsjournalist:innen Deutschlands. Nach dem Studium der Experimentellen Elementarteilchenphysik und Astrophysik arbeitete er am Schweizer Institut für Nuklearforschung (SIN), am CERN in Genf und am Forschungszentrum Jülich. Er moderierte zahlreiche TV-Sendungen u.a. „Kopfball“(ARD), „Quarks&Co“(WDR) und „Die große Show der Naturwunder“ (ARD). Yogeshwar schreibt regelmäßig Beiträge in führenden Zeitungen und ist gern gesehener Experte in zahlreichen Talkshows. Seine Bücher “Sonst noch Fragen?”, „Ach so!“ oder „Nächste Ausfahrt Zukunft“ avancierten schnell zu Bestsellern und wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt.
Boris Eldagsen (*1970) ist Fotograph, Promptograph und führender KI-Experte in der deutschen Fotoszene. Er studierte Bildende Kunst an der Kunsthochschule Mainz, der Akademie der Bildenden Künste (Prag, CZ) und der Sarojini Naidu School of Arts & Communication (Hyderabad, Indien). Darüber hinaus studierte er Philosophie an den Universitäten von Köln und Mainz. Im April 2023 gewann er für das Bild PSEUDOMNESIA | The Electrician, das mit Hilfe von KI-Bildgeneratoren erstellt wurde, den Sony World Photography Award. Jedoch lehnte er den Preis mit der Begründung ab, KI generierte Bilder seien keine kamerabasierte Fotografie sondern Promptografien. Er eröffnete somit eine internationale Debatte zu Möglichkeiten und Gefahren künstlerischer Arbeit in Co-Kreation mit KI. Seine Foto- und Videoarbeiten wurden in zahlreichen internationalen Institutionen und Festivals ausgestellt. Seit 2004 unterrichtet er an internationalen Universitäten und Kunstakademien und gibt Workshops an Museen und Hochschulen.
Björn Ommer (*1981) entwickelte den Deep-Learning-Text-zu-Bild-Generator Stable Diffusion. Nach dem Studium der Informatik und Physik an der Universität Bonn und der Promotion an der ETH Zürich, war er als Postdoc in der Computer Vision Gruppe an der University of California, Berkeley, tätig. Danach war er Professor an der Fakultät für Mathematik und Informatik der Universität Heidelberg. Seit 2021 ist er Professor des neu eingerichteten Lehrstuhls für KI für Computer Vision und Digital Humanities/die Künste an der Ludwig-Maximilian-Universität München. Dort leitet er die Forschungsgruppe Computer Vision & Learning (früher Computer Vision Group Heidelberg), die Grundlagenforschung im Bereich Computer Vision und Maschinelles Lernen – und ihre Anwendung insbesondere in den Digitalen Geisteswissenschaften betreibt.
Franziska Nori (*1968) leitet seit November 2014 den Frankfurter Kunstverein, für den sie unter anderem Ausstellungen mit zeitgenössischen Künstler:innen wie Forensic Architecture, Trevor Paglen, Thomas Feuerstein, Melanie Bonajo, Jeremy Shaw, sowie zahlreiche thematische Ausstellung kuratiert hat. Mit einem Schwerpunkt auf Kunst und Wissenschaft konzipierte sie Ausstellungen über die veränderte menschliche Wahrnehmung in virtuellen Welten (Perception is Reality – Über die Konstruktion von Wirklichkeit und virtuelle Welten, 2017/2018) oder die Perspektive von lernenden Algorithmen und künstlicher Intelligenz (How to Make a Paradise – Sehnsucht und Abhängigkeit in generierten Welten, 2020, I am here to learn – Zur maschinellen Interpretation der Welt, 2018). Von 2007-14 war sie Direktorin des Centro di Cultura Contemporanea Strozzina am Palazzo Strozzi in Florenz und leitete von 2000-03 die Abteilung digitaler Kunst am Museum für Angewandte Kunst in Frankfurt. Nori ist seit 2011 Honorarprofessorin für Museologie und kuratoriale Praktiken zeitgenössischer Kunst an der Marist University Lorenzo de Medici.
Titelbild: Dieses Foto von Donald Trump umzingelt von Polizisten ist nicht echt. Der Journalist Elion Higgins hat es mit einer KI-Software erstellt.
(Text: PM / Foto: Eliot Higgins /Twitter)