Was ist Ihr größtes Ziel für Frankfurt?
Das erste große Ziel ist, die Handlungsfähigkeit wieder herzustellen und dringende Maßnahmen umzusetzen. Dies gilt gleichermaßen für das Bahnhofsviertel, die Sanierung der Schulen oder den Bau bezahlbarer Wohnungen – an fast allen Stellen ist Handlungsbedarf. Zum Erreichen der Klimaneutralität – es gibt so viele Möglichkeiten, und es passiert viel zu wenig. Auch hier ist ein quälender Stau entstanden. Frankfurt braucht wieder eine Vision – die Menschen brauchen eine Vision und eine Perspektive. Ich möchte Alle zum Mitmachen gewinnen – die Kräfte bündeln, um die Herausforderungen zu meistern. Wirtschaft, Forschung, Bildung, bürgerschaftliches Engagement – Gemeinsam mehr erreichen.
Was ist ihr wichtigstes Anliegen?
Gleichzeitig, nicht nacheinander. Gemeinsam, nicht gegeneinander. Dies gilt auch für die Stadtpolitik. Beschlüsse müssen dezernatsübergreifend umgesetzt werden. Nichts darf jemals wieder so sehr aus dem Blick geraten wie das Bahnhofsviertel oder der Zustand der Schulen.
Als Stadtoberhaupt repräsentiere ich die Vielfalt der Stadt nach innen und nach außen. Eine Oberbürgermeisterin muss zuhören, kommunizieren, koordinieren, moderieren – mitgestalten und mitentscheiden. Denn darum geht es – ein starkes Team im Römer zu werden und die Leistung eines jeden einzelnen wertzuschätzen und zu würdigen. Das wird unter meiner Regie passieren.
Was ist die größte Herausforderung für Frankfurt?
Die Stadt fit zu machen für die Zukunft. Dazu gehört, dass bürokratische Prozesse vereinfacht, eingefahrene Wege verlassen und Strukturen aufgebrochen werden. Nur so kommen wir voran. Dieser Weg ist nicht einfach, aber wir müssen heraus aus der Komfortzone.
Ansonsten kann ich mich nur wiederholen: Klimaneutralität schnellstmöglich und mit klaren, nachvollziehbaren Schritten erreichen, bezahlbaren Wohnraum schaffen damit der soziale Frieden erhalten bleibt, die Verkehrswende komplett neu denken und auf den Weg bringen und dabei die Bedürfnisse Aller im Blick behalten. Frankfurt ist der größte Internetknotenpunkt der Welt, aber bei der Digitalisierung sind wir ganz hinten dran – wie kann das sein?
Ich könnte diese Liste immer weiter fortführen – der Stillstand muss enden, sonst geht es weiter rückwärts.
Welches Projekt für Frankfurt lehnen sie ab?
Die Josefstadt! Hier soll ein Kaltluftentstehungsgebiet bebaut und somit eine bedeutende Kaltluftquelle für Frankfurt vernichtet werden. Wer den Sommer in der Innenstadt verbringt weiß, was es bedeutet, weitere Temperaturerhöhungen zu verkraften. Eine Stadt, die wie Frankfurt ohne schlüssigen Plan so weit hinter den eigenen Klimazielen hinterherhinkt, kann sich solche Patzer nicht erlauben. Die Vorplanung würde irrsinnig viel Geld verschlingen bis man nach einigen Jahren und noch heißeren Sommern dann feststellt, dass es nicht gebaut werden kann – so wird es kommen. Wenn wir neue Baugebiete erschließen, dann nur auf Flächen, die ökologisch vertretbar sind und in enger Kommunikation mit denjenigen, die betroffen sind und für die Gemeinschaft Einschränkungen in Kauf nehmen müssen.
Gleichzeitig sollte man den spekulativen Leerstand endlich bekämpfen und die Stadt von innen heraus verdichten, um bezahlbaren Wohnraum zu schaffen.
Was sehen Sie jetzt als ihre größte Stärke an?
Meine Stärke ist die Kommunikation und das schnelle Verstehen. Ich sehe in meinem Gegenüber immer zuerst den Menschen. Ich bin in der Lage große Teams zu führen und den Teamgeist zu wecken wo er nicht vorhanden ist. Regie führen ist meine Passion, ich kann hier auf sehr viel gelebte Erfahrungen zurückgreifen. Ein Dauerthema in meinem Kopf ist zum Beispiel, wie ich die Stadtgesellschaft mit einem Konzept der Teilhabe dafür gewinnen kann, dass wir unseren Müll nicht mehr einfach auf die Straße werfen und eine saubere Stadt werden.
Ihr Lieblingsplatz in Frankfurt?
Es gibt einige Favoriten, jedoch ist der Roßmarkt während unserer Festspiele ein ganz besonderer Ort. Ein kahler heißer Platz verwandelt sich in eine grüne Oase für Kultur und zum Verweilen, an den Kräuterwänden summen die Insekten und zwitschern die Vögel. Die Menschen genießen im Schatten die Kultur und die Atmosphäre – es ist ein besonderer Ort. Man erkennt hier, wie einfach es sein kann die Stadt zu begrünen.
Freuen Sie sich auf die Euro 2024? Welcher Aspekt ist dabei vorrangig?
Die EURO 24 ist ein bedeutendes Sportereignis. Es stärkt das Image von Frankfurt enorm und solche Großveranstaltungen sind außerdem ein wichtiger Wirtschafts- und Standortfaktor. Unsere Eintracht spielt in der Champions League – darauf sind wir doch alle mächtig stolz. Die Euro ist der europäische Länderwettbewerb, das passt doch prima zusammen. Frankfurt sollte sich immer darum bemühen, an solchen Ereignissen teilzunehmen oder sie in die Stadt zu holen – das gilt übrigens auch für die Kultur.