INNENSTADT | Sobald die große Schiebetür in der Hauptwache geöffnet wird, weiß man, dass das Museum of Modern Electronic Music (MOMEM) kein Museum im klassischen Sinne ist. Anders als andere Museen, ist es erst einmal düster. Die Wände sind dunkel eingefärbt, Farbe und Licht bieten einem hauptsächlich die bunten Screens. Nur die Schallplatten gleich rechts neben dem Eingangsbereich werden noch ein wenig angeleuchtet.

Die erste Ausstellung des MOMEM ist keinem Geringeren gewidmet als DJ-Legende Sven Väth. Er hat als einer der ersten DJs die Frankfurter Club-Kultur geprägt und es geschafft, das Dorian Grey zu einem der Kult-Clubs der Szene zu machen. Hunderte Schallplatten spielte Väth bei seinen Gigs ab und alle finden sich jetzt in der Sammlung des Museums.

Seine Musik ist bis heute noch etwas Besonderes, trotz tausender junger DJs, die Väth bis heute nacheifern. Ganze 50 Kopfhörer hängen von der Decke und lassen einen in die Welt des Techno eintauchen. Musik-Sets von 1989 bis heute werden abgespielt und eine Liste zu den Tracks hängt aus. Ein weiteres interaktives Highlight: die VR-Brillen, die ebenfalls von der Decke hängen. Interviews, Auftritte in Clubs und andere Videoaufnahmen können durch Handbewegung getauscht und weiter gewischt werden. Der Besucher fühlt den Auftritt und kann noch tiefer in die Welt von Väth eintauchen.

Doch auch klassische Kunst in Form von Bildern hängt an den Wänden. Väth interessierte sich nämlich schon lange für moderne Kunst. Immer wieder suchte er nach inspirierenden Werken, die seinen kreativen Geist bei der Schaffung neuer Musik unterstützen. So kamen einige Kunstobjekte zusammen, die weniger den finanziellen Interessen als seinen persönlichen Anliegen entsprangen. Die ausgestellten Werke haben durch ihre persönliche Bindung zu Väth weniger etwas von einer Galerie, sondern mehr von seinem Wohnzimmer.

Eine weitere Reise in die Vergangenheit bietet das digitale Papierarchiv. In den 1990er Jahren waren Partyeinladungen noch auf Papier gedruckt. Wenn Väth irgendwo aufgetreten ist, erfuhren seine Anhänger dies entweder durch den Flurfunk oder eben durch Flyer. Diese Flyer wurden nun zusammengetragen und zeigen uns die Marketing-Entwicklung der Party-Szene.

Einen persönlicheren Einblick in das Leben von Väth bietet die digitale Bildergalerie. Sie zeigt Fotos aus frühester Kindheit bis heute. Schnappschüsse aus seiner Jugend beim Feiern oder mit der Familie am Esstisch gepaart mit den bekannten Fotos von Auftritten bieten Hintergründe, die normalerweise für immer in den engeren Kreisen Väths verborgen geblieben wären. Diese Intimität spüren die Besucher im gesamten Museum. Es sind Einblicke, die einen bewegen und zeigen, dass die Techno-Kultur einen besonderen Platz in der Musikgeschichte verdient hat.

Wer nach all dem noch Lust hat, sich selbst mal als DJ zu versuchen, kann das im MOMEM gerne tun. Dafür meldet man sich vorab beim Team des Museums an, dann geht es selbst an die Decks. Die Ausrüstung hierfür stammt ebenfalls aus Väths persönlicher Sammlung. Ganze 15 Minuten haben die potenziellen Nachwuchs-DJs dann, um sich selbst auszuprobieren. Ein Mitarbeiter des MOMEM unterstützt und erklärt, wie alles funktioniert.

(Text / Foto: TL)

Vorheriger ArtikelDeutscher Fotojugendpreis ging nach Frankfurt-Goldstein
Nächster ArtikelUkraine-Benefizkonzert von Pianist Leo Kwon