FRANKFURT | In Frankfurt, da babbelt es sich auf Hessisch, doch nicht überall in Hessen wird auch gebabbelt. Das verwirrt Sie jetzt? Dann könnte das Buch „Hessisch – Vom Babbeln und Schnuddeln“ von Lars Vorberger genau das richtige für Sie sein.
In Hessen wird eben nicht nur „Hessisch“ gesprochen. Unser Bundesland lebt eher von einer Dialektvielfalt. Allein im Odenwald hat jedes Dorf seine eigenen Abwandlungen des „Ourewällerisch“. Es ist nicht die einzige Region Hessens, die auf ihre eigenen Dialektformen setzt. Kulturelle und sprachliche Eigenheiten kommen in Vorbergs Buch „Hessisch“ gut zur Geltung. Zwischen einem Nordhessen aus Kassel und jemandem aus Frankfurt gibt es dann noch größere Dialekt-Unterschiede als in den einzelnen Kreisen. Ob nun in Hessen gebabbelt oder geschnuddelt wird, hängt eben davon, ob man im Norden oder im Süden unseres schönen Bundeslandes lebt. Babbeln als sprechen zu bezeichnen ist typisch für Frankfurt, im Norden Hessens schnuddelt es sich eher. Das Buch greift diese Dialektvielfalt in seinen einzelnen Abschnitten auf. Nach dem Lesen wissen Sie endlich, wie die „Grüne Soße“ überall in Hessen ausgesprochen wird.
Das Werk ist in viele kleine Kapitel aufgeteilt, in denen das ein oder andere hessische Wort unter die Lupe genommen wird. Doch auch mit der Grammatik beschäftigt sich Vorberger. Die Verwechslung von „als“ und „wie“ wird hier nicht als grammatischer Fehler verstanden, sondern nur als Ausdruck unseres Dialektes.
Auch Frankfurts beliebtester Wunderknabe Johann Wolfgang von Goethe reimte schon auf Hessisch. Wer sich eingängig mit der Literatur Goethes befasst hat, dem muss schon mal aufgefallen sein, dass sich nicht alles reimt. Sobald bestimmte Wörter allerdings hessisch ausgesprochen werden, reimt sich der Text. Ein Beweis dafür, dass auch Goethe hessisch gebabbelt haben muss. Als gebürtiger Frankfurter hat er selbstverständlich gebabbelt und nicht geschnuddelt.
Sprache ist ein sich stetig weiterentwickelndes, komplexes System, das nicht für alle gleich verständlich ist. Tauchen Sie in den hessischen Dialekt ein oder verschenken Sie das Buch an jene, die sich mit dem hessischen Dialekt beschäftigen möchten. So haben Zugezogene endlich die Chance, Einheimische zu verstehen. Das Buch ist im Duden Verlag erschienen und ist überall für 12 Euro erhältlich.
Über Lars Vorberger:
Autor Lars Vorberger kommt aus dem schönen Büdingen in der Wetterau, ist also ein echt hessischer Bub. Er selbst ist Sprachwissenschaftler und arbeitet als Referent für Gleichstellung an der Universität Hamburg. Schon seit über zehn Jahren bescäftigt er sich mit der hessischen Sprache. Am Forschungszentrum Deutscher Sprachatlas in Marburg, dem Zentrum für Dialektforschung, hat er seine Doktorarbeit zur hessischen Regionalsprache verfasst. Tief hat er sich in den nord- und osthessischen Dialekt eingearbeitet, um alle Farben der Sprache abbilden zu können.
Als Experte auf dem Gebiet „Hessisch“ wurde er vom Duden Verlag angefragt, ob er nicht Lust hätte, in der Reihe deutscher Dialekte den hessischen Dialekt vorzustellen. Als heimattreuer Bürger konnte er zu diesem Angebot nicht Nein sagen.