SACHSENHAUSEN (TL) Wir Frankfurter, wir lieben unsere Wasserhäuschen! Vieles erinnert an die eigene Kindheit: Mit großen Augen vor dem Süßigkeiten-Regal und sich Naschkram für eine gemischte Tüte aussuchen. Da wird einem ganz warm ums Herz.

Der Ursprung der Wasserhäuschen liegt in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhundert. Sie entstanden als Mineralwasserverkaufsbuden – daher stammt auch der Name. Früher wurden die Kiosk-Büdchen hauptsächlich genutzt, um schnell einen Einkauf zu erledigen. Die Kioske sollten „Trostbuden“ darstellen, in denen es alles gab, was zum Überleben gebraucht wird: Brennstoff, Milch oder auch Obst. Doch auch als Seelentröster haben die Büdchen gedient – bis heute sind sie sozialer Treffpunkt und Art „Dorflinde“.  Wenige Wasserhäuschen haben es geschafft, sich bis heute zu halten, noch etwa 80 gibt es in Frankfurt. In unserer neuen Wasserhäuschen-Serie wird DER FRANKFURTER gleich vier vorstellen.

Das Stück Kulturgeschichte, das sich heute im Allgemeinen hinter den Buden verbirgt soll erhalten bleiben. Dafür setzen sich Hubert Gloss, Journalist und Kunstfotograf, gemeinsam mit der Brauerei Binding ein. Das Wasserhäuschen Nox in Sachsenhausen ist das Herzstück des Stadtteils. Durch die Einbindung der dort lebenden Menschen, kann das Wasserhäuschen mehr bieten als reine Trinkkultur. Es ist ein Ort des Zusammentreffens und des Austauschs, der Menschen prägt und einzigartige Erinnerungen schafft.

Das Büdchen Nox in der Holbeinstraße zeichnet sich durch seine freistehende Lage – also dem typischen Wasserhäuschen-Look aus. Die Brauerei Binding hat sich kurzerhand entschieden, dieses als eines von drei Kultstätten bunt zu bemalen. Die anderen Wasserhäuschen heißen „Auf der Insel“ und „Praunheimer Brücken Café“. Der Künstler Marcus Dörr, der Teil der Offenbacher Künstleragentur Artmos4 ist, wurde für die Graffitis beauftragt.

Doch der neu bemalte Treffpunkt muss bald einem Kreisel weichen. Geplant hat die Stadt den Holbeinkreisel, um Ordnung in die Kreuzung Oppenheimer Landstraße, Holbein-, Burnitz- und Hedderichstraße sowie Nell-Breuning-Straße zu bringen. Das Bauprojekt ist bereits abgesegnet, ab nächstem Jahr soll gebaut werden. Dem Kiosk Nox entfällt dadurch ein großer Teil der Grünfläche, der bisher mit Bierbänken und Liegestühlen vollgestellt ist. Sollte die große Platane tatsächlich entfallen, fällt auch ein Ort weg, an dem sich Familien und Freunde nachmittags zu einem Stück Kuchen oder am Abend auf ein Bier getroffen haben. Es bleibt zu hoffen, dass sich die Stadt den Umbau nochmal durchdenkt und Platz für Sitzflächen sicherstellt.

Mit Beginn des Monats Mai wird der Bildband „Frankfurt Kiosk-Kultur“ von Hubert Gloss beim Bodenstaff Verlag erscheinen. Auf 88 Seiten werden viele Wasserhäuschen vorgestellt und im Wandel der Zeit abgebildet. Das Buch wird von Hessenshop und Kaufhof Hessen vertrieben und kann für 12,95 Euro erworben werden. Mehr zum Thema Wasserhäuschen auch auf www.allesgude.de.

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