BAHNHOFSVIERTEL | Zwei Grammy-Nominierungen, Zusammenarbeit mit Musikergrößen wie Coldplay und Halsey sowie ausverkaufte Stadien – schon längst hat sich BTS (kurz für Bangtan Sonyeondan) zu einem weltweiten Phänomen entwickelt mit einer stetig wachsenden Fangemeinde. Mit der koreanischen Popmusik verbreitet sich auch die dazugehörige Fankultur immer weiter im Westen. Und das auch in Frankfurt: Eine kleine Gruppe ARMY – so nennt BTS ihre Fans – organisiert Treffen, um die Geburtstage der siebenköpfigen Band zu feiern.
Cupsleeve- oder Café-Event nennen sich diese Veranstaltungen, die ebenso wie die Musik ihre Wurzeln in Süd-Korea haben. Fans dekorieren ein Café oder ein ähnliches Geschäft und geben kleine Geschenke wie Cupholder und Fotokarten aus. Es dient als Treffpunkt für andere Gleichgesinnte, als Ort zum Austausch und eventuell neue Freunde zu finden.
In Frankfurt organisiert das Team „Mikrokosmoscafé“ solche Veranstaltungen seit Ende 2019 für BTS. Gegründet wurde die Gruppe von Jamie Kistner. Der 32-Jährige ließ sich dafür von Berichten aus Süd-Korea auf Twitter inspirieren. „Als ich das gesehen habe, wollte ich das auch hier machen.“ Gesagt, getan. Über einen Aufruf auf der gleichen Social-Media-Plattform fand sich schnell eine Gruppe unter dem Namen Mikrokosmoscafé, angelehnt an dem 2019 veröffentlichten BTS-Song „Mikrokosmos“, zusammen. Neben dem fünfköpfigen Team in Frankfurt organisiert noch ein zweiköpfiges weitere Treffen in Bochum. „Wir haben auch eine laufende Kooperation mit einer Gruppe in München.“, ergänzt Jamie.
Bis zu 400 Besucher an einem Wochenende
Bereits eineinhalb Stunden vor Event-Beginn im Februar versammelt sich das Team, das aus Frankfurt und dem Kreis Offenbach stammt, im Bubble-Tea-Laden „Comebuy“ im Frankfurter Bahnhofsviertel. Die Gruppe dekoriert das Geschäft mit Bildern des Geburtstagskindes J-Hope und verpackt die Goodies für die Besucher. „Das Dekorieren macht mir mit am meisten Spaß“, sagt Jamie. „Und die Interaktion mit den anderen Army“, ergänzt Mitorganisatorin Yvonne Fitzenberger aus Obertshausen. Zusammen bilden sie die Hauptorganisation für die Frankfurter Gruppe.
Mehr als 150 Army – die Abkürzung steht für Adorable Representative MC of Youth – im Alter von zirka 10 bis über 40 Jahren kommen zum vergangenem Event im Februar. Vor Corona versammelten sich an einem Wochenende um die 400 Anhänger der südkoreanischen Gruppe bei dem Cupsleeve-Event. Für manche Fans sind die Veranstaltungen zu einem Familienausflug geworden; nicht selten kommen beispielsweise Mutter-Tochter-Gespanne oder Geschwistergruppen gemeinsam zum Bubble-Tea-Laden.
Einen weiten Weg bis zum Geburtstagsevent von BTS-Mitglied J-Hope haben Metti (25 Jahre) und Mara (24 Jahre) hinter sich. Die beiden Besucherinnen kommen aus Hamburg und Ulm und hatten Frankfurt als Treffpunkt auserkoren. „Wir hatten auf Twitter gesehen, dass Fansites weltweite Cupsleeve-Events organisieren“, berichten die beiden Schulfreunde, die sich nach zwei Jahren endlich wiedergesehen haben. „Dann haben wir geschaut, wo es in Deutschland welche gibt.“
Von Armys für Armys
Die sozialen Netzwerke spielen für die Organisatoren und Fans eine wichtige Rolle, um sich zu verknüpfen, sich auszutauschen und zu informieren. „Wir nutzen Twitter und Instagram als Plattformen, da diese unter anderem die größte Reichweite haben“, sagt Jamie. Fansites – Army, die auf Konzerten teils professionelle Fotos machen – beispielsweise nutzen überwiegend Twitter, um ihre Fotos und die Events, die sie zum Geburtstag oder zum Bandjubiläum organisieren, zu teilen.
Zum einen erhält Mikrokosmoscafé die Geschenke, die sie bei ihren Events verteilt, von diesen Fansites; Cupsleeves, Fotokarten, manchmal auch Fotos zum Dekorieren des Cafés. Das meiste entsteht jedoch in Eigenleistung. Die Gruppenmitglieder überlegen sich, was sie den Fans als Andenken mitgeben können, wie die Dekoration des Cafés aussehen kann oder was sie als Dankeschön für Spenden herausgeben. Denn die Gruppe bezahlt alles aus eigener Tasche oder durch die Spenden ihrer Gäste.
„Die Arbeit muss man einfach würdigen“, fassen Bea (27 Jahre) und Michelle (22 Jahre) aus dem Kreis Offenbach ihre Sicht auf die Veranstaltung zusammen „Es ist schön, Gleichgesinnte zu treffen“, sagen sie. Seit März 2020 besuchen sie die Geburtstagsevents. Das J-Hope-Event in 2021 verpassten sie knapp.
Denn mit Beginn der Pandemie haben die Organisatoren ihre Veranstaltung an den Umständen angepasst. Die ersten Treffen und Geschenke-Vergaben funktionierten nach dem Prinzip „First come, first serve“ – wer zuerst kommt, erhält etwas. „Dabei bildeten sich sehr lange Schlangen“, erinnert sich Yvonne. „Wir mussten bei vielen Dingen umdenken“, fügt Jamie an. Damit die Gruppe die Events weiterführen konnten, haben auch sie sich ein Konzept überlegt. Dazu gehören nun beispielsweise vorherige Anmeldungen, um die Warteschlangen zu entzerren.
Das nächste Event ist für Samstag, 19. März, angesetzt. Weitere Informationen sowie die Anmeldungen stehen online auf Twitter unter @mikrokosmoscafe und Instagram unter @mkosmoscafe.
(Text und Bilder: YFI)