NIEDER-ERLENBACH | Er ist der nördlichste aller Stadtteile: Nieder-Erlenbach. Die Frankfurter Innenstadt ist in etwa neun Kilometer entfernt, schneller sind die Bewohner da im Stadtzentrum von Bad Vilbel. Dennoch fühlen sich auch die Nieder-Erlenbacher „frankfurterisch“ in ihrem kleinen Dorf, weit abseits vom Großstadtgetümmel.

Historie

Das erste Mal erwähnt wird der Ort „Arilbach“ (Erlenbach) im Lorscher Codex im Jahr 779. Ab 1376 übte dann die Reichsstadt Frankfurt am Main die Herrschaft über den Ort aus. Geschichtlich relevant sind zwei Ereignisse im 17. Jahrhundert: Durch verheerende Brände wurde das Dorf in den Jahren 1602 und 1677 fast vollständig vernichtet, doch es gelang es wieder aufzubauen.

Bis 1972 war Nieder-Erlenbach eine eigenständige Gemeinde des Landkreises Friedberg, dann kam es kraft Landesgesetz zur Eingemeindung nach Frankfurt am Main.

Lersner’sches Schloss

Das Lersner’sche Schloss ist ein neuzeitliches Hofgut. Es ist schlossartig und im barocken Stil erbaut. Das rote Herrenhaus mit den grünen Fensterläden befindet sich in der Straße zur Charlottenburg 3 und wird oftmals auch Charlottenburg genannt. Errichtet wurde das Schloss 1768 von Heinrich Ludwig von Lersner. Er bewohnte es anschließend mit seiner Familie. Das Gebäude ist durch seine Nachfahren stetig erweitert worden. In den Stallungen war es der Familie Lersner im 19. Jahrhundert möglich edle Pferde zu züchten. Das Gebäude wurde nach dem Zweiten Weltkrieg verkauft und dann leider nicht weiter gepflegt. Neues Leben wurde dem Schloss erst durch die Restauration eingetaucht. Heute befinden sich in dem Schloss moderne Wohnungen. Der ehemalige Gutsherrenhof steht, gemeinsam mit der Gesamtanlage, unter Denkmalschutz.

Alt-Erlenbach

Alt-Erlenbach erkennen Orts unkundige sofort: kleine Fachwerkhäuschen, die sich aneinanderreihen, enge Gässchen, wie in vielen anderen „dörflichen“ Stadtteilen Frankfurts auch. Die meisten der kleinen Fachwerkhäuschen sind im barocken Stil erbaut. Hierzu gehört auch die Untermühle, ein barockes Mühlengebäude aus Fachwerk auf einem Feldsteinsockel. Wer die Straße „Alt-Erlenbach“ entlangläuft, wird noch mehr barocken Fachwerkhäusern und Hofreiten begegnen. Teil von Alt-Erlenbach ist zum Beispiel auch das alte Rathaus, ein rechteckiges Gebäude mit Wänden in Eierfarbe, ein klassizistisches Verwaltungsgebäude aus dem Jahr 1840.

Alter Friedhof Nieder-Erlenbach

Die Familie Lersner haben wir bereits im Abschnitt über ihr Herrenhaus kennengelernt. Die Gruft der Familie befindet sich am Kopfende des Friedhofs. Es ist ein relativ kleiner Friedhof auf einer Fläche von einem halben Hektar und mit lediglich 500 Gräbern. Das Grabfeld der Familie Lersner steht gemeinsam mit der Gruft unter Denkmalschutz. Der Eingang zur Gruft wurde in gotischen Formen errichtet. Das Grab der Familie Lersner besteht aus sechs Granitstelen in der Anmutung natürlicher Felsen.

Inzwischen musste aufgrund der starken Belegung des alten Friedhofs ein neuer erbaut werden. Der Friedhof ist zwar flächenmäßig genauso klein wie der alte, jedoch weist der neue 300 weitere Gräber auf.

Evangelische Kirche Nieder-Erlenbach

Mitten in Nieder-Erlenbach, Zur Charlottenburg 1, befindet sich die evangelische Kirche, die um das Jahr 1346 im schlichten Stil mit einem rechteckigen Turm erbaut wurde. Der Turm ist mit einer hölzernen, außen verschieferten, mehrfach gegliederten Glockenstube mit Laterne und spitzem Helmabschluss aus der Barockzeit versehen. Die drei Glocken läuten bereits seit etwa 200 Jahren. Nur während des Zweiten Weltkrieges läuteten sie nicht. Die Glocken waren bereits auf dem Weg nach Kiel, um dort eingeschmolzen zu werden, doch dann kam unverhofft das Ende des Krieges und die Glocken wurden wieder zurück in den alten Glockenturm gebracht.

Im Osten befindet sich die Kapelle der Kirche, diese ist mit einem Kreuzgratgewölbe versehen. 1999 wurde zunächst das Kirchendach neu gedeckt und ab 2009 starteten die Kircheninnenrenovierung sowie die fachmännische Reinigung der Orgel. Nach etwa einem halben Jahr waren die Arbeiten abgeschlossen und die Gemeinde konnte ihre Gottesdienste wieder abhalten.

(Text und Bilder: TL)

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