BORNHEIM | Wenn auf einen Spieler die Aussage, „er spielt gegen die Seinen“ passt, dann auf Bastian Kucis. Der Torwart, der im April 25 Jahre alt wird, wuchs in Kaufbeuren auf. In seiner Geburtsstadt spielte er in allen Jugendmannschaften, mit zwölf Jahren schon in der Schüler-Bundesliga. Als 16-Jähriger hütete er das Tor des Kaufbeurer DNL-Teams. Mit erst 17 Lenzen auf dem Buckel feierte er bereits seine Profi-Premiere im DEL2-Team der Buron Joker. Über das kommende Spiel, aber auch über seine Saison und die der Mannschaft, sprach Löwengebrüll-Mitarbeiter Michael Löffler mit dem Keeper.

Ist es für Dich ein besonderes Match, wenn du gegen Kaufbeuren spielst?

Eigentlich ist es ein Spiel wie jedes andere. Es werden wie immer drei Punkte vergeben. Aber ich habe in der gegnerischen Mannschaft einige Freunde aus meiner Kindheit. Und das macht es zu einer ganz besonderen Angelegenheit.

Wer sind die Freunde? Und hast Du noch Kontakt zu ihnen?

Mit Stürmer Max Oswald und Verteidiger Fabian Koziol habe ich in der Jugend gespielt. Auch der heutige Co-Trainer Sebastian Osterloh war mein Teamgefährte. Ich kenne noch ein paar mehr. Ab und an telefonieren wir, aber nicht regelmäßig.

Wie oft bist Du noch in Deiner Heimat?

Diese Saison, durch die Corona-Pandemie bedingt, sehr selten. Beim Gastspiel in diesem Jahr bin ich gleich nach dem Spiel mit der Mannschaft wieder zurückgefahren. Im Sommer war ich mehrere Tage in Kaufbeuren, zuletzt für zwei Tage im November.

Wie schätzt Du die Mannschaft der Buron Joker ein?

Stark. Die Kaufbeurer sind individuell top besetzt, können jeden Gegner schlagen. Dass sie zwischendurch scheinbar ein wenig die Form verloren haben, hat nichts zu sagen. Wir müssen gegen sie schon eine Topleistung abrufen. Denn gegen Frankfurt sind sie stets hoch motiviert und gefährlich.

Kommen wir zu Dir. Bis jetzt schien es, als ob die Löwen zwei gleichgestellte Torhüter haben, denn jeder hat ungefähr die Hälfte der Spiele gemacht.
Momentan verschiebt sich die Waage anscheinend ein wenig zu Gunsten von Jake Hildenbrand. Gibt es nun erstmals eine eindeutige Rollenverteilung auf der Goalie-Position?

Das sehe ich nicht so, ich betrachte mich nicht als die Nummer zwei, sondern als gleichwertig, auch wenn Jake aktuell mehr Spiele macht, denn unsere Statistiken sind fast identisch. Wir müssen durch unsere Leistung überzeugen, damit ist alles getan, um zwischen den Pfosten zu stehen. Letztendlich kann aber nur ein Torhüter auf den Eis stehen und wer das ist, diese Entscheidung trifft unser Trainer. Das muss man respektieren und jeder Goalie in jedem Club muss damit leben!

Bist Du trotz der seltener gewordenen Einsätze mit Deinen Leistungen zufrieden?

Ja. Klar, gibt es einige Sachen, die es zu verbessern gibt. Im Großen und Ganzen gesehen bin ich zufrieden. Und ich denke, das Trainerteam ist es auch.

Gibt es etwas, was Du Dir von Jake Hildebrand abschauen kannst?

Wir sind zwei unterschiedliche Torwart-Typen. Jake ist kleiner als ich, muss also vom Stil her auch ganz anders spielen. Er macht sehr gute Schlittschuh-Bewegungen, da kann ich mir von ihm einiges abschauen.

Der Head-Coach ist neu, der Torwart-Trainer geblieben. Hat sich für die Keeper in der Vorbereitung etwas verändert?

Nicht wirklich. Wir Torhüter sind in Frankfurt in der glücklichen Lage, dass unser Training immer stattfindet. Wir gehen täglich aufs Eis. Mit Torwart-Trainer Valtteri Salo, der sich, wie in der Vergangenheit auch, um uns kümmert. Außerdem bekommen wir noch Unterricht am Video. Da werden uns unsere Fehler gezeigt, die wir gemacht haben. Oder spezifische Eigenarten des kommenden Gegners, wie und von wo aus sie gern schießen. Entsprechend dieser Erkenntnisse wird dann auf dem Eis geübt.

Du hast schon einige Vereine erlebt. Ist das Torwart-Training in Frankfurt anders als woanders?

Es ist nach wie vor das Beste, das ich je hatte.

Du hast schon einige Löwen-Teams in Frankfurt erlebt. Wie siehst Du die aktuelle Truppe?

Ich bin der Meinung, dass es eine der talentiertesten Löwen-Mannschaften ist, allerdings hat das Team aufgrund seiner starken Charaktere auch einige Eigenheiten. Manchmal stehen wir uns dadurch noch selbst im Weg, denn was das Potential anbelangt, sind wir in der Liga sicherlich mit ganz vorne einzuordnen.

Mit der 53 auf den Rücken tritt Kucis bei seinen Spielen als Torhüter an.

Aber auch das gehört zu einer Teamentwicklung und zum Sport.  Es liegt dann nicht am Können, sondern daran, dass wir an dem jeweiligen Tag als Team einfach nicht so gut waren.

Ihr spielt sehr offensiv, seid auf Puckbesitz aus. Das führt häufiger zu gegnerischen Kontern. Die Torhüter stehen nicht permanent im Blickpunkt, kommen dennoch in heikle Situationen. Ist es für sie deshalb in der laufenden Runde schwieriger?

Das war auch schon in den vergangenen Jahren so. Wenn man unter Dauerbeschuss steht, hat man es natürlich leichter, denn man bleibt im Spiel. Gegen uns gibt es nicht so viele Schüsse, doch kommt es zu gegnerischen Chancen, sind diese dann sehr gefährlich.

Wie siehst Du das Niveau der Liga in dieser Saison?

Stärker als in der vorigen Saison. Die DEL2 wird immer schneller, immer härter und spielerisch immer besser.

Was traust Du der Mannschaft zu?

Viel. Wir haben häufig schon gezeigt, was wir leisten können und dass wir jeden schlagen können. Wenn wir unsere Leistung abrufen, werden wir erfolgreich sein. Da kann es für uns sehr weit gehen, sogar bis zum maximalen Ziel, einem möglichen Aufstieg.

Gibt es noch etwas, was Du gerne loswerden würdest?

Danke an die Fans, dass sie uns trotz der schweren Lage so unterstützen, möglichst zahlreich ins Stadion kommen. Wir geben in jedem Spiel alles, um zu gewinnen. Deshalb meine Bitte: Unterstützt uns nach Kräften, auch wenn es einmal spielerisch nicht so gut läuft. Dafür sind wir euch allen dankbar.

(Text: PM | Fotos: Puckpix by Steph)

Vorheriger ArtikelMit Blick auf das Schloss in Höchst
Nächster ArtikelKinderEngel RheinMain e.V.: Was macht das Engagement aus – immer die Menschen, die sich einsetzen