Der Verein zur beruflichen Förderung von Frauen (VbFF) hat viele Facetten und vor allem Hilfsangebote. Seit 1978 versucht er Frauen im Alter zwischen 16 bis 60 in ihrer beruflichen Entwicklung zu unterstützen, um finanziell unabhängig zu werden. Die Chancengleichheit in Deutschland soll so weiter vorangetrieben werden.

Alles rund um die Berufsausbildung

Um Frauen finanzielle Unabhängigkeit bieten zu können, brauchen sie vorab einmal eins: eine Berufsausbildung. Der Verein unterstützt die Frauen von der Berufsorientierung bis zur eigentlichen Berufsausbildung, denn auch der Verein hat die Möglichkeit selbst auszubilden.

Zunächst lassen sich hilfesuchende Frauen beraten, denn sie kommen mit den unterschiedlichsten Herausforderungen zum Verein. Viele von ihnen sind bereits lange aus dem Lernprozess draußen und haben verlernt, wie sie sich selbstständig neues Wissen aneignen können. Daher ist auch der Wiedereinstieg in die Berufswelt ein wichtiges Thema. Der VbFF versucht an das Selbstwertgefühl der Frauen anzuknüpfen und ihnen genug Selbstvertrauen mitzugeben. „Wir sehen die Frauen hier als Diamanten im Sand. Jede von ihnen hat eine besondere Begabung und wir finden gemeinsam heraus, welche es ist und wie wir sie bestmöglich fördern können“, so Kerstin Einecke, Geschäftsführerin des VbFF.

Ein Weg, Frauen dorthin zu bringen, ist für den Verein die regelmäßige Veranstaltung von Theaterstücken, in denen die Frauen selbst auftreten. Mit dieser Methode kann ihnen die Angst genommen werden, frei zu sprechen oder sich lange Text einzuprägen. Es setzt ein „Das kann ich“-Effekt ein. Solch kleine Erfolgserlebnisse stärken das Selbstbewusstsein und bringen die Frauen voran.

Jungen Müttern eine Perspektive durch Teilzeitausbildung bieten

Frauen, die bereits in sehr jungen Jahren Kinder bekommen haben, hatten oftmals nicht die Zeit, um einen qualifizierten Schulabschluss oder eine Berufsausbildung zu absolvieren. Später mit Kind, wird diese Aufgabe nicht einfacher. Auch, dass bis heute noch der Hauptteil der Hausarbeit an der Frau hängenbleibt, ist nicht förderlich. Da Berufsausbildungen in der Regel nur als Vollzeitmodell angeboten werden, schreckt viele ab, es überhaupt zu versuchen.

Hier kommt der Verein ins Spiel: Gemeinsam mit anderen öffentlichen Institutionen wurde vor gut 20 Jahren ein Teilzeitausbildungsmodell entwickelt, das es Frauen ermöglicht, mit 30 Wochenarbeitsstunden eine Ausbildung zu absolvieren. Der Berufsschulanteil bleibt der gleiche wie in einer Vollzeitausbildung.

Der Erfolg des Projekts zeigt, dass es eben gut möglich ist, eine Ausbildung mit Kind zu stemmen. Der Notendurschnitt der Teilnehmerinnen ist genauso gut wie bei den Vollzeitabsolventen.

Nachdem das ursprüngliche Pilotprojekt in kaufmännischen Berufen zur Bürokommunikation auch in den anderen dualen Ausbildungsbereichen funktioniert hat, wollte der Verein die Teilzeitausbildung auch im Pflegebereich ausbauen. Der Pflegebereich ist durch die Schichtarbeit ein als Teilzeitmodell in der Berufsausbildung zunächst schwierig durchzusetzendes Modell. Lange musste der Verein eine Ausbildungsstätte suchen, die den Frauen die Möglichkeit gibt, die Ausbildung als Teilzeitmodell zu vollziehen. Seit sechs Jahren gibt es nun diese Möglichkeit.

„Corona hat uns alle vor neue Herausforderungen gestellt“

Durch die Pandemie musste sich der VbFF auf viele neue Probleme einstellen. Viele der hilfesuchenden Frauen sind bereits benachteiligt und brauchten durch die neuen Gegebenheiten mehr Unterstützung als je zuvor.

Der Verein war bisher auf „Vor Ort“-Fördermöglichkeiten eingestellt. Die Frauen konnten sich in Gruppen treffen oder auch Beratungs- und Lernangebote gemeinsam in den Räumen des VbFF genießen. Frauen mit wenig Sprachkenntnissen konnten so ihr Deutsch anwenden und nutzen. Diese Möglichkeiten sind mit Eintritt der Pandemie weggefallen. So musste auch der VbFF auf eine bessere technische Ausstattung bauen. Es wurden digitale Flipcharts besorgt und die Frauen, die keine eigenen Geräte haben, mit Laptops ausgestattet, um sich weiterzubilden und am Programm des VbFF teilnehmen zu können.

Gerade Mütter brauchten in dieser Zeit viel Unterstützung. Sie waren mit Homeschooling und der gleichzeitigen Berufsausbildung oftmals überfordert. Der Austausch mit anderen Müttern hilft, um zu spüren, dass man mit seinen Problemen nicht allein ist. Zum Glück ist das durch den digitalen Wandel so heute von zu Hause aus möglich.

Offen für jede, die sich als Frau fühlt

Der Verein widmet sich zum Großteil benachteiligten Frauen. Mit benachteiligt sind Frauen gemeint, die zum Beispiel die deutsche Sprache noch nicht richtig beherrschen oder aufgrund ihres Mutterseins nicht genug Zeit haben, sich um sich selbst zu kümmern. Doch auch Akademikerinnen finden ihren Weg zum VbFF: Sie haben studiert, sind in die Berufswelt gestartet und mussten dies dann auch aufgrund der Pflege von erkrankten Verwandten oder anderen Gründen unterbrechen. Ihnen allen soll der Weg zurück in die Berufswelt ermöglicht werden. Der Verein ist für jede Frau offen und jede, die sich als Frau fühlt, darf hier Hilfe beanspruchen, egal in welcher Lebenslage oder aus welcher sozialen Schicht sie kommt.

(Text: TL)

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