Oberrad ist südlich des Mains gelegen und geprägt durch viele Felder und Gärtnereibetriebe. Hier wachsen die sieben Kräuter, die in unser liebstes Nationalgericht, die Grüne Soße, reinkommen. In diesem schönen Stadtteil werden nicht nur Kräuter für die Grüne Soße angebaut, sondern es wird ihnen auch ein Denkmal gewidmet. Dadurch, dass der Stadtteil ein wenig weiter außerhalb gelegen ist, hat man außerdem immer einen tollen Blick auf die Frankfurter Skyline.
Das Ich-Denkmal
Ein lustiges Highlight des Stadtteils ist das Ich-Denkmal. Es handelt sich um eine Skulptur, die aus einem steinernen Sockel besteht, wie ihn üblicherweise Denkmäler von berühmten Personen der Zeitgeschichte aufweisen. Auf den Sockel ist das Wort „ICH“ in goldenen Großbuchstaben eingraviert. Durch eine dreistufige Treppe auf der Rückseite ist es möglich den Sockel zu besteigen. Der Sockel steht an der Mainuferanlage zwischen Ruderdorf und Gerbermühle im Frankfurter Grüngürtel. Er ist für alle Besucher frei zugänglich. Ganz nach dem Motto „Jeder Mensch ist einzigartig“, darf man sich dazu animiert fühlen auf den Sockel aufzusteigen.
Auf einer Schautafel zu Füßen des Sockels, die der Künstler der Skulptur, Hans Traxler, mit angebracht hat, wird man nochmals dazu aufgefordert seine Einzigartigkeit mit einem Foto festzuhalten. So wird der fotografierte Besucher selbst zum Denkmal.
Das Ruderdorf
Die Frankfurter Rudergesellschaft in Oberrad ist so populär, dass man das Gebiet am Mainufer unter Frankfurtern schlicht „das Ruderdorf“ nennt. Es ist eine Institution für Wassersportfans. Hier findet sich nicht nur die Ruder-Gesellschaft Oberrad, sondern auch der Ruder-Club sowie die Frankfurter Rudergesellschaft Sachsenhausen. Doch das Areal mit dem einzigartigen und wunderschönen Mainblick, ist inzwischen auch für eine Vielzahl von Feinschmeckern und Nachtschwärmern interessant. Denn es reihen sich hier einige Speisegaststätten nebeneinander.
Das Grüne-Soße-Denkmal
Seit 2007 steht das Grüne-Soße-Denkmal in Oberrad und ist innerhalb des Grüngürtels zu finden. Genau genommen hinter der Speckstraße auf einem der Oberräder Kräuterfelder. So wie die Grüne Soße aus sieben Kräutern besteht, wurde das Denkmal aus sieben kleinen Gewächshäusern erschaffen. Es sind allerdings keine echten Gewächshäuser, sondern diesen lediglich nachempfunden.
Die durchsichtigen Flächen der „Gewächshäuser“ bestehen aus Polycarbonat und sind in unterschiedlichen Grüntönen eingefärbt. Jedes der Häuschen hat den Namen eines der sieben Kräuter, die in die Grüne Soße müssen, als Schriftzug auf dem Boden des Gewächshauses. Kerbel, Kresse, Borretsch, Petersilie, Pimpinelle, Schnittlauch und Sauerampfer haben so ihr eigenes Denkmal erhalten. Dennoch dienen die Gewächshäuser nicht dem Anbau der Kräuter, sondern sind nur das Denkmal. Selbstverständlich werden ringsherum die Kräuter angebaut, aus denen die berühmte Frankfurter Grüne Soße zubereitet wird.
Das Denkmal ist insoweit etwas ganz Besonderes, da es das einzige deutsche Denkmal ist, das einem Regionalgericht gewidmet ist. Entworfen wurde das schöne Denkmal leider nicht von einer Frankfurterin, sondern von der Ludwigsburgerin Olga Schulz. Als Studentin, der Hochschule für Gestaltung in Offenbach am Main hat sie Geschmack bewiesen, „dem Frankfurter seiner Lieblingssoße“ ein Denkmal zu widmen.
Besonders wird es auch hier zur Luminale in Frankfurt: Dann leuchten die Häuschen in der Dunkelheit in verschiedenen Grüntönen und funkeln wie Smaragde am Abendhimmel.
Scheerwald
Der Scheerwald ist ein Fleckchen für die gesamte Familie, an dem gegrillt, gespielt und die Natur genossen werden kann. Alles in allem ein abgelegener Ort, den man in Oberrad in dieser Form nicht erwartet. Wer den Waldspielplatz im Scheerwald besuchen will, kommt zunächst an einigen Tennisplätzen und an zwei Bolzplätzen vorbei. Ein Rollschuhfeld sowie ein Basketballplatz runden das Angebot ab. Gleich dahinter befindet sich ein Grillplatz, an dem auch die Sportstätten oftmals als Mannschaften gemeinsam gegrillt haben. Einer der wenigen Plätze in Frankfurt wo grillen erlaubt ist.
Auch die Möglichkeit Minigolf zu spielen ist etwas, was es in Frankfurt nicht an jeder Ecke gibt. Die 18-Loch-Minigolfanlage ist mit großen Holzfiguren wunderschön gestaltet. Doch der Spielspaß ist noch lange nicht vorbei, denn der Waldspielplatz hat auch noch einige Spielgeräte. Kinder können so frei spielen, während die Eltern die Ruhe des Waldes genießen.
Doch leider ist der Waldspielplatz im Scheerwald die letzten Jahre in Verruf gekommen. Die Wasserspiele des Parks sind seit 2017 nicht mehr in Betrieb gewesen. Die Bürger stöhnen darüber, da viele, die regelmäßig den Park besuchen, noch nie ihre Kinder unter den Fontänen haben spielen lassen können. Der Park stammt aus dem Jahr 1959 und bräuchte inzwischen einen neuen Anstrich. Eigentlich wäre die Zeit während der Pandemie ideal gewesen, um hier ein paar Erneuerungen durchzuführen. Zwar legte bereits 2019 der Kinderbeauftragte einige Ideen für den Waldspielpark Scheerwald vor, doch wurden diese nicht umgesetzt. Er wollte den Scheerwald zu einem Bürgerpark für Jugendliche, Kinder und Senioren umwandeln. Die Möglichkeiten des Parks sollten voll genutzt werden, eben auch von Schulen für den Sportunterricht oder für AGs. Doch immer noch warten die Bürger Oberrads auf eine Veränderung.
Architektur in Oberrad: Die Tellersiedlung
Die Ortsansicht ist eine Mischung aus verschiedenen Siedlungstypen. Eine ganz typische ist die Tellersiedlung. Der Name verwundert, da Oberrad auf den ersten Blick recht wenig mit Tellern zu tun hat. Der Name entstand recht unkreativ aus dem Straßennamen „Im Teller“. Auch diese Siedlung ist den Gärtnereien und dem Gemüseanbau gewidmet. Einst war es eine Mustersiedlung, die von Ernst May entworfen wurde. In den Jahren um 1920 entstanden in Frankfurt immer wieder Mustersiedlungen, die neue Konzepte in den Frankfurter Wohnraum bringen sollten. Entlang der Straße entstanden so zehn Doppelhäuser mit jeweils zwei Geschossen. Auf dem rückwärtigen Teil des Grundstücks findet sich jeweils ein Gewächshaus.
Für Grüne Soße Fans ist der Besuch in Oberrad ein kulturelles Muss. Für alle anderen Frankfurter eigentlich auch, da Oberrad mit seinen vielen schönen Plätzen im Grünen überzeugt.
(Text & Fotos: TL)