„Wir kletterten in 200 Metern Höhe in den Alpen. Eine Frau vor uns konnte sich plötzlich nicht mehr halten und ihren Karabiner nicht festmachen. Da hing sie nun und wusste nicht weiter. Sie hatte sich auf dieses Kletterabenteuer ganz allein eingelassen. Zum Glück hatte ich das richtige Wissen und Werkzeug dabei. Ich befestigte also meinen Karabiner an der Halterung und half der Frau aus der brenzligen Situation heraus. Ansonsten würde sie vielleicht heute noch da festhängen“, erzählte Günter Scharnagel, 1. Vorsitzender des Sportvereins der Naturfreunde Hessen Frankfurt am Main.  Wer ein Abenteuer erleben will, muss rausgehen. Wer kann schon von spannenden Erlebnissen in den eigenen vier Wänden berichten?!

Über die Naturfreunde

Dem ein oder anderen sind die Naturfreunde mit Sicherheit ein Begriff. Es gibt sie schließlich bereits seit 1905 in Deutschland. Doch der dazugehörige Sportverein Frankfurt am Main ist frisch gegründet. Seit 2018 klettern, paddeln und radeln die Sportfreunde gemeinsam durch die Natur. Hierbei immer unter dem Motto: „Natur nutzen, aber nicht ausnutzen.“ Inzwischen hat der Verein bereits über 100 Mitglieder.

Jeder, der gerne draußen in der Natur ist und Sport treibt, ist bei diesem Verein genau richtig. Es geht jedoch nicht nur um die Verbundenheit mit der Natur, sondern auch uns Gemeinschaftsgefühl, das bei solchen Aktivitäten entsteht. Es handelt von Zusammenhalt, zu lernen, sich gegenseitig zu vertrauen und ein familiäres Band zu entwickeln.

Die Naturfreunde haben eine lange Tradition. Sie setzen sich seit Beginn für Umweltschutz, Nachhaltigkeit und Radikalisierungsprävention ein. Als die Nationalsozialisten 1933 an die Macht kamen wurden die Naturfreunde verboten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Organisation in der BRD neu gegründet, in der DDR hingegen blieb der Verein verboten. Erst nach dem Ende der DDR wurde der Verein zusammengeschlossen und konnte seinen Auftrag in Sachen Naturschutz wieder aufnehmen.

Wie alles begann..

Zu Beginn trafen sich die Naturfreunde einfach nur zum Spaß, um gemeinsam sportliche Aktivitäten durchzuführen, unter Ihnen auch Günter Scharnagel. Er ist bereits seit Jahren Mitglied bei den Naturfreunden Hessen und kam damals durch einen Freund zum Klettersport. Wenn sich eine Freunde-Gruppe gemeinsam trifft, gibt es kaum Möglichkeiten sich in seiner Sportart weiterzuentwickeln. Stagnation tritt dann ein, wenn der Beste in der Gruppe sein Wissen vollständig weitergegeben hat. Doch die Gruppe wollte höher hinaus. Also informierten sie sich und kamen so auf die Idee, Teil des Landessportbundes zu werden.

Um die Vorteile des Landessportbundes nutzen zu können, mussten die Sportfreunde zu einem eingetragenen Verein werden. Seitdem können mehr Möglichkeiten der Fort- und Weiterbildung genutzt werden.

Was der Verein alles bietet

Zum Angebot des Vereins gehören neben Bergsport, Radtouren, Kanusport, Wintersport und Wandern auch die Möglichkeit, in einer dieser Sportarten eine Ausbildung zur Trainerin oder zum Trainer zu machen. Auch Grundlehrgänge, um allein in den Bergen wandern zu gehen, sind eine von vielen Optionen, welche die Naturfreunde anbieten.

Die Naturfreunde setzen sich hier ab vom Leistungsgedanken. „Es geht um das Erlebnis, nicht um das Ergebnis“ so Günter Scharnagel. Ihm geht es vor allem darum, mit der Gruppe eine gute Zeit zu haben. „Es geht um den Zusammenhalt, den man heute nur noch in Vereinen erleben kann. Die Menschen vereinsamen langsam. Man geht allein in das Fitnessstudio, danach guckt man allein eine Serie auf Netflix und geht anschließend allein ins Bett. Es ist schade, dass es zu dieser Entwicklung in unserer Gesellschaft kommt. Ein Verein heißt nicht nur Verpflichtung, sondern eben auch gemeinsam Spaß zu haben und Menschen aus den verschiedensten Bereichen zusammenzubringen“, so Scharnagel weiter.

Auch in Pandemiezeiten aktiv

Vor der Pandemie konnte der Sportverein der Naturfreunde auch miteinander verreisen gar bis nach Indien, Nepal oder in die fränkische Schweiz. Reisen, die sonst in diesem Ausmaß für die Mitglieder nicht möglich gewesen wären. Sie konnten zusammen andere Naturfreunde im Ausland besuchen und dort nächtigen. So ist es möglich gewesen, einen einzigartigen Einblick in die Kultur des Landes zu bekommen. Das sind Eindrücke, die nicht bei einem Hotelbesuch entstehen.

Während der Pandemie, wollten die Naturfreunde aber auch auf ihre gemeinschaftlichen Aktivitäten nicht verzichten. Zwar ist es verboten, sich zum Bergsport zu treffen, aber dennoch bleiben die Mitglieder durch Zoom in Kontakt.

Ebenfalls achten die Naturfreunde darauf, soweit möglich, klimafreundliche Transportwege zu nutzen. Es ist zwar nicht immer umsetzbar, doch auch sonst setzen sie sich für das Gründen von Fahrgemeinschaften und Ähnlichem ein.

Pläne für die Zukunft gibt es genug

„Für das Jahr 2021 hatten wir eigentlich noch eine besondere Wanderung geplant, um auf die friedenspolitischen Entwicklungen aufmerksam zu machen. Doch auch hier hat uns Corona einen Strich durch die Rechnung gemacht“, so der Vorsitzende Scharnagel.

Auch wenn es in diesem Jahr nichts wird, kann die Friedenswanderung nächstes Jahr stattfinden. Die Mitglieder des Sportvereins der Naturfreunde Hessen freuen sich bereits auf die Zukunft und die geplanten Ausflüge.

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