Die Freiwillige Feuerwehr in Höchst wurde 1852 gegründet und ist damit die älteste Feuerwehr in ganz Frankfurt. André Rene Lamprecht ist bereits seit 2011 Wehrführer der Freiwilligen Feuerwehr in Frankfurt Höchst. Seit 1993 ist er bereits in der Feuerwehr aktiv, damals noch in der Jugendabteilung.

Herr Lamprecht, wie sind Sie dazu gekommen, bei der Freiwilligen Feuerwehr mitzumachen?

Ein früherer Klassenkamerad war damals bereits in der Jugendabteilung der Feuerwehr hier in Höchst. Da bin ich einfach mal mitgegangen und hatte dann viel Spaß bei den Übungen und mit den Kameraden. Der ehemalige Leiter hat es erfolgreich geschafft mir das Thema Feuerwehr näherzubringen. Und das versuchen wir auch heute noch. Die Jugendfeuerwehr ist auch allgemeine Jugendarbeit. Wir versuchen die Sozialkompetenzen der jungen Menschen zu fördern und zu stärken.

Inwiefern fördert die Feuerwehr Sozialkompetenzen?

Wir fördern einfach das ganze Miteinander als Team zusammenzuarbeiten und zu lernen, sich auf andere zu verlassen. Bei der Feuerwehr gibt es immer das Vorgehen, dass man truppweise alles erledigt. Ein Trupp besteht immer aus zwei Personen. Gerade in Gefahrensituationen müssen diese zwei Menschen zusammen funktionieren. Ich als Wehrführer weiß auch, dass ich ohne meine Mannschaft nichts wäre und keinen Brand allein löschen könnte. So können wir diese Kompetenz Menschen schon in jungen Jahren näherbringen.

Was hat Sie dazu gebracht über so viele Jahre bei der Feuerwehr zu bleiben?

Man sagt eigentlich immer: „Feuerwehrmann – das wird man nicht, das ist man.“ Es ist meine tiefste Überzeugung anderen zu helfen und für andere da zu sein. Es macht mir einfach Spaß mit den Kameraden in der Feuerwehr im Team zusammenzuarbeiten. Dennoch hat es mich nie zu einer anderen Hilfsorganisation gezogen. Wir haben zwar Kontakt zu anderen Hilfsorganisationen und arbeiten auch gerne mit ihnen zusammen, aber mein Herz ist immer bei der Feuerwehr geblieben.

Haben Sie schon mal daran gedacht, ihr Hobby zum Beruf zu machen und zur Berufsfeuerwehr zu wechseln?

Ja, das habe ich, doch leider habe ich eine Sehschwäche. Diese war zu stark, um zur Berufsfeuerwehr zu wechseln. Dennoch sehe ich diese Beschäftigung heute als tolle Erweiterung zu meinem normalen Beruf bei der Deutschen Telekom. Feuerwehr gehört für mich einfach zum Leben dazu. Meiner Frau sag ich auch immer: Ich geh zu meiner Geliebten. Freunde von meiner Frau haben da am Anfang auch immer verdutzt geguckt. Ich mach das aber ganz bewusst so. Meine Geliebte ist nun mal die Feuerwehr.

Bei welchen Einsätzen ist die Freiwillige Feuerwehr denn so dabei?

Die Freiwillige Feuerwehr ist eigentlich bei allen Einsätzen mit dabei. Wir haben eine längere Ausrückzeit, was daran liegt, dass wir hier in diesem Stadtteil sind. Dennoch halten wir an Wochentagen jeweils von 17 Uhr bis 6 Uhr morgens die Stellung und am Wochenende rund um die Uhr. Wir werden zu allen Einsätzen mit alarmiert und machen das Gleiche, wie die Kollegen der Berufsfeuerwehr.

Worin unterscheidet sich dann die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr und der Berufsfeuerwehr?

Wenn man so aufs gesamte Land schaut, werden 95 Prozent des Brandschutzes durch die freiwillige Feuerwehr sichergestellt. Nur in Städten mit mehr als 100.000 Einwohnern gibt es gesetzlich die Pflicht eine Berufsfeuerwehr einzurichten. Ansonsten machen das nur Freiwillige. Es ist eine der größten gesellschaftlichen Organisationen. An sich unterscheidet sich die Arbeit nicht. Die Berufsfeuerwehren sind wegen den gleichen Dingen im Einsatz wie wir.

Wie hoch ist der Frauenanteil bei der Freiwilligen Feuerwehr?

Das ist sehr unterschiedlich. Bei unserer Feuerwehr haben wir zurzeit nur eine Frau, die aktiv mitarbeitet. Aber ich möchte es damit nicht schlecht reden, da gibt es echt Unterschiede von Wache zu Wache. Es kommt auf den Stadtteil an. Es gab auch Zeiten, da hatten wir mehr Frauen, dann gab es wieder Zeiten, da hatten wir keine. Wenn wir so aufs ganze Land gucken gibt es auch Truppen, die nur aus Frauen bestehen.

Wünschen Sie sich denn einen höheren Frauenanteil in Ihrer Wache?

Wir sind prinzipiell allen gegenüber offen, die zu uns kommen. Wir würden uns allerdings wünschen, auch mehr Menschen mit Migrationshintergrund zu finden, die sich an dem Konzept Freiwillige Feuerwehr beteiligen wollen. Diese Art von freiwilliger Arbeit kennt man nun mal hauptsächlich in Deutschland, daher ist die Kluft hier höher.

Auch ist das Thema Feuerwehr sehr militärisch organisiert, daher glaube ich, dass Menschen mit Migrationshintergrund mehr Scheu davor haben, sich zu beteiligen. Wir versuchen z.B. beim Tag der offenen Tür diese Angst abzubauen, indem wir zeigen, was wir tun.

Auch Kindern im Kindergarten gehen wir besuchen und versuchen so, schon in jungen Jahren die Hemmungen zu unserem Ehrenamt zu nehmen. Gerade Kinder sollten fragen dürfen, warum die Uniform so schwer ist oder warum das Atemschutzgerät so komische Geräusche macht. Kindern, denen bereits mit einer solchen Früherziehung das Thema Feuerwehr nähergebracht wurde, sind in älteren Jahren meist offener dafür, bei der Freiwilligen Feuerwehr mitzumachen.

Vielen Dank Herr Lamprecht, dass Sie sich die Zeit genommen haben unseren Lesern Einblicke in die Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr zu gewähren.

 

(Text: TL)

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