Satellitensteuerung und internationale Kooperation
ESA-Tag der offenen Tür mit dem Frankfurter Astronaut Thomas Reiter
DARMSTADT/FRANKFURT (Nosch) Die Europäische Weltraumorganisation ESA feiert ihr 50-jähriges Bestehen – und öffnete dafür am Freitag ihr Kontrollzentrum ESOC in Darmstadt. 4.000 Tickets waren binnen drei Tagen vergriffen, mehr als 40 Aussteller machten Raumfahrt für die Besucher greifbar. Ziel war es, die Faszination des Alls den Bürgern nahezubringen – mit Mitmachstationen, Vorträgen und Blicken hinter die Kulissen.
Im technischen Betriebszentrum werden derzeit rund 24 Satelliten gesteuert. Darmstadt ist Heimat großer Missionen wie Rosetta, die 2014 auf einem Kometen landete. Dass Raumfahrt längst Alltag ist, zeigen die Zahlen: Insgesamt wurden bisher rund 40.000 Satelliten ins All gebracht, etwa 15.000 davon sind noch im Orbit, 12.000 davon aktiv. Doch der Himmel wird enger: Rund 1.000 Kollisionswarnungen erreichen das ESOC täglich, Ausweichmanöver müssen mit anderen Betreibern abgestimmt werden – und kosten Zeit wie Geld.
Auch die Sicherheit ist ein zentrales Thema. Im neuen Cyber Security Operations Center (C-SOC) werden Satelliten, Bodenstationen und Netzwerke kontinuierlich überwacht. Jeden Monat prüfen die Experten hier rund 1.000 Verdachtsfälle auf mögliche Angriffe. Mit dem Aufbau eines eigenständigen europäischen Systems will die ESA ihre Unabhängigkeit stärken und kritische Infrastruktur schützen.
Neben der Technik kam auch die internationale Dimension nicht zu kurz. ESA steht für friedliche Zusammenarbeit über Ländergrenzen hinweg – und für starke regionale Verankerung. Die Region um Darmstadt zählt zu den wichtigen High-Tech- und Software-Standorten Europas, oft auch „Rhein-Main-Valley“ genannt. Kein Wunder also, dass sich die ESA mit ihrem Kontrollzentrum hier angesiedelt hat – mitten in einer Region, die Zukunft gestaltet.
Für viele Besucher war der Auftritt von Thomas Reiter ein Höhepunkt. Der in Frankfurt geborene Astronaut und ehemalige ESA-Zentrumleiter führte persönlich durch das Kontrollzentrum und gab Einblicke aus erster Hand.
Thomas Reiter vor dem ESA-Gebäude. Foto: NOSCH
Titelfoto: ESA/S. Bohländer