Hintergründe – Motivation – Ausrichtung – ein Interview mit Prof. Dr. Frank Dievernich
INNENSTADT (BT) Eine der größten Frankfurter Stiftungen feiert 20 Jahre aktives Handeln für die Stadt. DER FRANKFURTER konnte mit Professor Dr. Frank Dievernich, Vorstandsvorsitzender der Stiftung Polytechnische Gesellschaft, ein Gespräch führen.
Sie feiern das Wirken der Stiftung nicht gerade im kleinen Kreis?
Uns war von Anfang an klar: Unser Stiftungsjubiläum kann kein Termin hinter verschlossenen Türen werden. Wir wollten nicht uns selbst feiern, sondern all diejenigen, die Frankfurt zu einer Stadt des Miteinanders machen. Das entspricht dem Selbstverständnis unserer Stiftung. Deshalb haben wir vor anderthalb Jahren begonnen eine Feier zu konzipieren, die das „Miteinander“ stärkt und die Kraft der Frankfurter Zivilgesellschaft feiert – bei freiem Eintritt, offen für alle und im Herzen der Stadt. Das Jubiläum steht unter der Schirmherrschaft des Frankfurter Oberbürgermeisters Mike Josef. Die Frankfurter Sparkasse 1822 ist Hauptsponsor des Stiftungsjubiläums. Viele weitere Institutionen und Unternehmen unterstützen und fördern das Jubiläumsfestival.
Aber wie wollen Sie Ihr Jubiläum nun konkret feiern?
Drei Tage lang werden wir auf dem Frankfurter Opernplatz ein großes Fest für die Zivilgesellschaft veranstalten – mit einer großen Bühne, zahlreichen Mitmachständen sowie Essen und Trinken. Es ist unser Geschenk an die Bürgerinnen und Bürger. Vom 19. bis 21. September erwarten die Besucherinnen und Besucher zahlreiche Open-Air-Konzerte, Mitmachangebote für alle Altersgruppen und ein abwechslungsreiches Bühnenprogramm, das thematisch von Livemusik und Zirkus über Literatur und Poetry-Slam bis hin zu Talks mit Eintracht Frankfurt und den Frankfurt Skyliners reicht.
Warum haben Sie den Opernplatz gewählt?
Im Grunde ist dieser Ort das „Wohnzimmer Frankfurts“. Es ist ein schöner Platz der Gemeinschaft. Gleichzeitig findet in der Alten Oper ab 16. September an fünf Tagen das Fratopia Festival statt. Zukunftsvisionen zu generieren – auch das passt zu uns als Stiftung und zu unserem großen Fest, denn unser Ziel ist es, mit all unseren Angeboten die Herzen der Frankfurterinnen und Frankfurter zu erreichen. Es geht darum, mehr in das Miteinander zu investieren. Die gemeinsamen Nenner der bürgerlichen Kraft wollen wir stärken und auch deren historische Kraft wertschätzen.
Es geht also nicht nur um das Feiern? Sie wollen motivieren?
Im „Geschreie Weniger“ und in den sozialen Medien gehen die bodenständigen Menschen, die Mitte, eher unter. Wir wollen sie zusammenbringen, stärken und Möglichkeiten aufzeigen, mehr Miteinander zu entwickeln. Spaß soll das Fest natürlich auch machen. Es wird ein Kulturfestival sein – mit Musik, Literatur, Sport und naturwissenschaftlichen Angeboten zum Mitmachen. Es wird für jedes Alter etwas geboten. Das vollständige Programm finden Sie unter: https://dasfeiernwir.de.
Rechnen Sie mit vielen Besuchern?
Ja, wir hoffen auf gutes Wetter und großes Interesse. Und beim Blick in das vielfältige Programm ist für jeden was dabei: Am Freitag locken beispielsweise das Opernstudio der Oper Frankfurt oder die Grandbrothers auf den Opernplatz. Da steht die Kultur im Mittelpunkt. Der Samstag steht im Zeichen der Jugend – von Poetry-Slam bis zu einem Hip-Hop-Tanz-Battle und tollen Konzerten von Julie Kuhl und Ebow. Und der Sonntag ist besonders interessant für Familien, mit jeder Menge Mitmachangeboten. Für das leibliche Wohl sorgt Streetfood zu familienfreundlichen Preisen.
Kurzer Rückblick – was hat die Stiftung geleistet? Worauf sind Sie stolz?
In den vergangenen 20 Jahren konnten 1.700 Projekte von uns umgesetzt oder mit unserer Hilfe realisiert werden. Allein unser Alumni-Netzwerk umfasst inzwischen über 2.600 Menschen. Für die Erfüllung unserer gemeinwohlorientierten Ziele haben wir bisher, ohne das Stiftungskapital anzufassen, 120 Millionen Euro eingesetzt. Und es geht natürlich weiter.
Gibt es neue Ideen und Entwicklungen?
Ja, wir haben gerade den „Frankfurter Miteinanderfonds“ auf den Weg gebracht. Dabei werden sowohl Personen als auch gemeinnützige Organisationen mit bis zu 500 Euro unterstützt, damit gute, niedrigschwellige Vorhaben in die Tat umgesetzt werden können – ganz unkompliziert, unbürokratisch und direkt. Frankfurts Bürgerinnen und Bürger können ihre persönlichen Ideen einreichen, zum Beispiel, wenn sie ein Straßen- oder Hinterhoffest, ein Konzert oder eine Clean-Up-Aktion organisieren wollen. Die Stiftung hilft dann mit kleinen Beträgen in Höhe von maximal 500 Euro und unterstützt damit gute Ideen für die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls in Frankfurt – denn viele gute Ideen brauchen keine große Bühne, aber ein bisschen Unterstützung.
Wie ist das Thema Nachhaltigkeit in der Stiftung manifestiert?
Frankfurt wird im Sommer immer heißer. Gemeinsam mit der Mainova spenden wir einen Trinkwasserbrunnen. Aber auch im Bereich der gesellschaftlichen Entwicklung wollen wir Frankfurt zukunftsfähig und demokratiefähig machen. Dazu gehört unser Programm „Nachhaltigkeitspraktiker“, das interessierte Frankfurterinnen und Frankfurter praktisch dabei unterstützt, ihren Alltag langfristig nachhaltiger zu gestalten und mit ihrem Positivbeispiel auch andere Menschen zu einer nachhaltigeren Lebensweise zu motivieren.
Was wäre Ihr Wunsch für Frankfurt?
Bürgerliches Engagement hat diese Stadt schon immer nach vorne gebracht. Es wird Zeit, dass die stillen, vernünftigen Frankfurterinnen und Frankfurter ihre Stimme einbringen. Wir brauchen mehr Menschen mit Mut zum Miteinander, zur Diskussion und zur Ausrichtung auf eine positive Gesellschaft.
Fotos: Beate Tomann