„Für uns war Über den Tellerrand keine Einbahnstraße, sondern viel mehr ein Geben und Nehmen – wir konnten sehr viele Erfahrungen mitnehmen und Kraft daraus ziehen.“ – M. Ramirez & C. Kauffmann, Ehrenamtliche bei Über den Tellerrand Frankfurt, im Interview
Für uns bei DER FRANKFURTER spielt das soziale Engagement in unserer Stadt eine wichtige Rolle, deshalb haben wir uns für regelmäßige Spendenprojekte entschieden, bei denen wir einen Teil unserer Anzeigenerlöse wohltätigen Organisationen in Frankfurt widmen. Alle vier bis acht Wochen stellen wir hier eine neue gemeinnützige Organisation oder einen Verein vor und schaffen damit nicht nur Sichtbarkeit, sondern sammeln gleichzeitig Spenden.
Momentan stellen wir Ihnen „Über den Tellerrand Frankfurt e. V.“ vor. Der Verein leistet vielschichtige Integrationsarbeit in ganz Frankfurt. In dieser Ausgabe sprechen wir mit Frau Ramirez und Herrn Kauffmann, die ehrenamtlich im Verein tätig ist. Alle vorangegangenen Beiträge finden Sie unter der Rubrik Charity.
Wie sind Sie zu Über den Tellerrand Frankfurt gekommen und seit wann sind Sie ehrenamtlich dort tätig?
Kauffmann: 2018 sind wir von Mexiko nach Deutschland gekommen, weil mein Arbeitgeber die Möglichkeit zum Wechsel in die deutsche Niederlassung angeboten hat. Da wir uns schon immer für andere Menschen und Kulturen interessierten, hat uns die Idee, ins Ausland zu ziehen, sofort gefallen und wir hatten Glück, meine Bewerbung wurde angenommen. Zuerst hatten wir dann in Deutschland tatsächlich wenig Anschluss und hätten uns schon da einen Verein wie Über den Tellerrand gewünscht, um neue Menschen kennenzulernen. 2020 wurde es durch die Corona-Pandemie noch verstärkt.
Als es dann im Oktober 2022 wieder besser wurde, sind wir zufällig beim Spazieren auf die Ehrenamtsmesse im Römer gestoßen und haben uns dort umgesehen, weil wir uns ohnehin mehr in Frankfurt engagieren wollten. Es gab sehr viele Organisationen und Stände, aber nur beim Stand von Über den Tellerrand haben wir wirklich länger verweilt, uns gut unterhalten und danach auch Infomaterial mitgenommen. Das ist uns auch im Nachhinein positiv in Erinnerung geblieben. Wir haben also bald darauf die Adresse rausgesucht und sind zu unserem ersten Event gegangen, das war damals das Sprachcafé. Da haben wir uns direkt mit einer Mitarbeiterin unterhalten und schon am nächsten Orgatreffen für Ehrenamtliche teilgenommen.
Wie sieht nun Ihre ehrenamtliche Tätigkeit bei Über den Tellerrand aus?
Ramirez: Unser Ehrenamt dreht sich komplett um die Events. Wir entwickeln Ideen für neue Formate und helfen bei regelmäßigen Veranstaltungen mit. Mindestens alle zwei Wochen sind wir damit eingespannt.
Unser allererstes Event war ein Wohnzimmerkonzert, davon haben wir mittlerweile schon ein paar organisiert, dann natürlich auch Kochevents mit mexikanischen Gerichten, einen Spanischkurs und einen Bachata-Tanzkurs habe ich auch schon einmal gegeben und mein Mann macht Tischtennis oder Basketball. Generell planen wir Events, die uns selbst auch Spaß machen, wo wir etwas von unserer Freude oder vielleicht euch Expertise weitergeben können.
Mittlerweile hat sich auch unser Karaokeabend einmal im Monat etabliert, wo sich fast immer die gleichen Menschen zusammenfinden. Am letzten Sonntag war wieder ein Abend, aber diesmal waren viele neue Menschen dabei, was uns total gefreut hat.
Was gefällt Ihnen an Ihrem Ehrenamt besonders?
Kauffmann: Man lernt viele verschiedene Menschen kennen, aus verschiedenen Ländern und mit unterschiedlichen Geschichten. Da sind so viele Ansichten und Erfahrungen dabei, aber auch Gleichgesinnte mit ähnlichen Erfahrungen wie unsere. Überhaupt die Vielfalt, die der Verein lebt und bietet, ist wunderschön und wir sind froh, dass wir das durch unseren Umzug nach Deutschland so erleben können.
Auf diese Weise mit Menschen aus anderen Ländern und Kulturen in Kontakt zu treten, passiert ja sonst nirgendwo. Wenn man all ihre Geschichten direkt aus erster Hand hört, kommt man den Menschen und dem Land so nah, findet Gemeinsamkeiten und baut Vorurteile ab, die vielleicht durch Berichterstattungen oder das Umfeld entstanden sind.
Welcher Moment wird Ihnen immer in Erinnerung bleiben?
Kauffmann: Im letzten Jahr haben wir beim Sommerfest des Vereins mitgeholfen. Das wurde ein richtiges Großevent mit super vielen Menschen. Es hat so viel Spaß gemacht, gemeinsam mit den anderen Ehrenamtlichen so ein großes Fest zu organisieren und dort gemeinsam mit allen Spaß zu haben. Das war auch das erste Mal, dass ich die Hauptamtlichen von Über den Tellerrand kennengelernt habe. An dem Tag sind wir alle auch noch einmal mehr zusammengerückt. Die Stimmung war einfach toll!
Ramirez: Wir waren einmal bei einem arabischen Kochevent, das war für mich etwas ganz Besonderes. Da es auch in Mexiko viele arabischstämmige Menschen gibt und der Onkel meiner Mutter Araber war, hat sie gelernt, viele arabische Gerichte zu kochen, wie zum Beispiel gefüllte Weinblätter. Letztes Jahr war es das erste Mal, dass ich die gefüllten arabische Weinblätter wieder aß, die mich so sehr an meine Kindheit und meine Mutter erinnern. Wir haben sie alle zusammen gekocht und obwohl es lange gedauert hat, hat es sich am Ende wirklich sehr gelohnt!
Außerdem erinnere ich mich immer gerne an die mexikanischen Kochevents, die wir schon organisiert haben, weil wir den Menschen zeigen konnten, dass mexikanisches Essen, wie es hier in Deutschland oft verkauft wird, gar nicht original mexikanisch ist. So konnten wir einen Teil von Mexiko nach Deutschland bringen.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Ramirez: Ich wünsche mir, dass Über den Tellerrand weitergeht. Manchmal kann es mit der Finanzierung der Projekte eng werden, da wir als gemeinnütziger Verein ja auf Geldgeber und Spenden angewiesen sind. Und das könnte im schlimmsten Fall natürlich auch bedeuten, dass Mitarbeitende nicht länger beschäftigt werden können. Das macht mich traurig und ich hoffe, dass das nie passieren wird. Es wäre schön, wenn der Verein weiterwächst, immer mehr Menschen davon erfahren und mitmachen.
Für uns war Über den Tellerrand keine Einbahnstraße, sondern viel mehr ein Geben und Nehmen. Wir konnten sehr viele Erfahrungen mitnehmen und Kraft daraus ziehen. Der Verein gibt eine großartige und einfache Möglichkeit zur Integration und zum Ankommen hier in Frankfurt, davon sollten noch viele Menschen profitieren.
Mitmachen und Teil des Teams werden?
Hier können Sie Kontakt aufnehmen:
Über den Tellerrand Frankfurt e.V., Leipziger Straße 36, 60487 Frankfurt am Main
www.ueberdentellerrand.org/frankfurt
Telefon: 069 8720 6877
E-Mail: frankfurt@ueberdentellerrand.org
Instagram: frankfurt_ueber_den_tellerrand
Der Verein freut sich immer über Einzel- oder Dauerspenden. Wenn Sie möchten, gerne über die Online-Spendenplattform betterplace: betterplace.org/p34273