FRANKFURT | In Frankfurt kennt ihn jedes Kind. Er ist der Mann, der mit der Eintracht Deutscher Meister hätte werden können und noch heute für sein viel zitiertes „Lebbe geht weider“ gefeiert wird: Dragoslav „Stepi“ Stepanovic!

Jetzt hat der Kulttrainer seinen 75. Geburtstag gefeiert und sich im DER FRANKFURTER Interview unseren Fragen gestellt.

Redaktion: Stepi, erstmal herzlichen Glückwunsch (nachträglich) von uns zu deinem 75. Geburtstag. Wie hast du denn gefeiert?

Stepi: „Eigentlich ganz ruhig, nur mit der Familie. Wir haben den ganzen Tag miteinander gesessen, haben gut gegessen, meine Frau hat gekocht und wir haben Fotos und Videos von damals angesehen. Da wurde viel gelacht. So machen wir das eigentlich bei jedem Geburtstag.“

Redaktion: Und wahrscheinlich haben die jede Menge Leute gratuliert!

Stepi: „Oh ja! Ich habe morgens auf mein Handy geguckt, da war der Akku noch voll geladen und erst abends habe ich nochmal drauf geschaut. Da war nur noch ein bisschen rot in der Anzeige. Viele Freunde und alte Weggefährten haben an mich gedacht – teilweise auch schon einen Tag früher. Aber ich habe mich trotzdem bedankt. Ich nehm‘ das nicht so genau (Stepi lacht). Ganz besonders habe ich mich gefreut, dass der DFB-Chef angerufen hat und auch Boris Rhein, der Ministerpräsident von Hessen. Damit hätte ich nicht gerechnet.“

Redaktion: Aber dich kennt natürlich jeder. Klar, dass da das Telefon am Geburtstag nicht still steht.

Stepi: „Viele sprechen mich immer wieder an – zum Beispiel wenn ich Bahn fahre. Ich höre dann immer wieder: Ich weiß gerade nicht wie sie heißen, aber sie haben gesagt ‚Lebbe geht weider‘. Aber ich freue mich immer, wenn mich Leute ansprechen – auch im Stadion.“

Redaktion: Das hält wahrscheinlich auch extrem jung (…) Wie kam das damals eigentlich mit dem Satz: „Lebbe geht wieder“?

Stepi: „Das habe ich von meiner Mutter gelernt. Sie sagte damals zu mir, wenn du keinen Ausweg mehr siehst, vergiss es nicht: Lebbe geht weider. Und dann habe ich das gesagt vor den Journalisten auf der Pressekonferenz als wir gegen Schalke verloren haben und abgestiegen sind, damals. Und heute höre ich immer noch diesen Satz. Wenn ich im Stadion bin, alle rufen „Lebbe geht weider“. Das ist mein zweiter Vorname (Stepi lacht).“

Redaktion: Jetzt bist du 75, wie fühlst du dich heute?

Stepi: „Ich sag mal so, nach meiner Operation (Anm. d. Red. vor sechs Jahren hat Stepi ein neues Kniegelenk bekommen) fühle ich mich heute wieder gut. Ich bin gesund. Das ist das Wichtigste. Ich stehe früh auf und mache jeden Tag 10.000 Schritte. Das ist mir wichtig. Und ansonsten wird mir nicht langweilig. Ich bekomme immer wieder Anfragen von Eintracht Frankfurt oder von der Presse. Aber (…) wenn jemand einen Trainer braucht – ich bin frei!“

Redaktion: Ist das ernst gemeint? Würdest du dich wirklich nochmal auf die Trainerbank setzen?

Stepi: „Ich bin fit! Also wahrscheinlich nicht mehr Bundesliga. Da muss man ja noch jeden Tag trainieren und dann samstags immer Spiel. Aber wenn eine Nationalmannschaft einen Trainer braucht (…) alle drei Monate, ich sag mal so, das kann ich schon noch schaffen. Vielleicht wird ja die Stelle von Flick bald frei (Anm. d. Red: Hansi Flick, Deutschlands Nationaltrainer). Dann müsste ich nicht umziehen, ich spreche die Sprache, also warum nicht? (lacht)“

Glücklich und zufrieden ist Frankfurts Kultcoach Stepanovic aber auch ohne einen Posten als Verbandscoach. 34 Länderspiele machte er in den 1970ern für Jugoslawien. Bei Eintracht Frankfurt trainierte er gleich zwei Mal. 1992 führte er die SGE fast zum Meistertitel, verspielte den Titel allerdings am letzten Spieltag gegen Bochum. Im Frühjahr 1996 wurde Stepi dann ein weiteres Mal verpflichtet, um die Eintracht vor dem Abstieg zu retten. Doch schon drei Spieltage vor Schluss war der Abstieg nach 33 Jahren Bundesliga besiegelt. Seinen größten Erfolg als Trainer feierte Stepanovic als Coach von Bayer 04 Leverkusen, mit denen er den DFB-Pokal gewann.

Eine bewegende Karriere und eine Frankfurter Legende: Dragoslav „Stepi“ Stepanovic!
Und auch mit 75 geht Lebbe immer noch weider!

(Text/Foto: TS)

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