INNENSTADT | Stadtrat Mike Josef hat viele Verantwortungsbereiche. Dazu gehört im Dezernat III das Sportamt, Denkmalamt, Stadtplanungsamt, Stadtvermessungsamt, die Bauaufsicht und das Amt für Wohnungswesen. Aktuell hat er außerdem die Zuständigkeit für die Euro 2024.

In Ihrem Profil haben Sie sich ein Zitat von John F. Kennedy „Veränderung ist das Gesetz des Lebens. Diejenigen, die nur auf die Vergangenheit oder die Gegenwart blicken, werden die Zukunft verpassen“ ausgesucht. Warum?

Mike Josef: Weil in allen Bereichen, die ich hier verantworte, es immer um die positive Veränderung geht. Stadtplanung ohne Veränderung ist nicht denkbar. Selbst im Bereich Denkmalschutz braucht es die Veränderung, damit die schönen Gebäude erhalten bleiben und adäquat genutzt werden können. Die positive Veränderung ist das, was Freude bereitet, egal in welchem Bereich. Es geht im Grunde immer um die Frage, wie können wir den Frankfurter Bürgerinnen und Bürgern ein gutes Leben ermöglichen.

Jetzt ist eigentlich Sommerpause, aber gerade diese „Pause“ wird in der Stadt als Einladung an die Bürger genutzt. Was hat sich denn da getan?

Einige Straßen am Main sind für Autos gesperrt. Und die Kombination meiner Verantwortungsbereiche Stadtplanung und Sport öffnen jetzt Türen zu völlig neuen Möglichkeiten. Sportangebote im öffentlichen Raum auf Zeit sind die Antwort auf ein neues Lebensgefühl in der Stadt. In Zusammenarbeit mit dem Sportkreis ist es gelungen, am nördlichen Mainufer freie Sportangebote zu realisieren. Zum Beispiel Basketball, Tennis, Skateboard …. Und weitere Möglichkeiten bieten sich hier. Und der Sportkreis Frankfurt nutzt die neuen Möglichkeiten, um sich und die Vereinsaktivitäten noch stärker vorzustellen. Während des Museumsuferfestes befindet sich die „Sportwelt-Arena“ am Holbeinsteg. Es wurde ein großartiges Sport- und Kulturwelt-Programm ausgearbeitet. Von „Drums alive“ über Step bis Zumba wird alles vorgestellt und auch einige Mitmachangebote sind dabei. Abends ergänzen Bands das Programm, so dass auch getanzt werden kann. Bewegung ist dort vom 26. bis 28. August immer Trumpf.

Was hat sich verändert in der Nutzung der Innenstadt?

Die Menschen kommen nicht mehr vorrangig zum Einkaufen in die Innenstadt. Die Stadt wird viel stärker „mediterran“ genutzt. Es gibt mehr Cafés, Biergärten oder Trinkhallen denn je zuvor. Die Leute flanieren, treffen sich, halten sich in der Innenstadt gerne auf. Die Frankfurterinnen und Frankfurter erobern sich die Innenstadt und viele einzelne Orte dort auf neue Art. Es geht um Bewegung, um Kultur, um Treffpunkte. Wir sind die im Altersdurchschnitt jüngste Großstadt Deutschlands. Hier wohnen und zu uns kommen junge Familien und junge erwachsene Menschen im Alter bis 35 Jahren. Unsere Bildungs- und Betreuungsangebote, , unsere Parks, unsere Vereinslandschaft und natürlich die Arbeitsplätze und persönliche Beziehungen in unserer vielfältigen Stadt sind attraktive Entscheidungshilfen, wenn es um das Dableiben und den Zuzug geht.
Natürlich ist bezahlbarer Wohnraum für die Gesamtsituation ausgesprochen wichtig. Deshalb bin ich auch stolz, dass wir in allen neuen Wohnbaugebieten 30 Prozent als geförderte Wohnung in unseren Wohnungsbauförderungsprogrammen für verschiedene Einkommensgruppen realisieren

Wie reagieren beziehungsweise agieren Sie auf diesen stärker werdenden Bedarf von Lebenskultur im öffentlichen Raum?

Da gibt es einige Beispiele von Projekten, die schon in Vorbereitung sind. Gerade eben haben wir mit dem Deutschen Architekturmuseum einen Ideenwettbewerb abgeschlossen. Hier ging es um die Nutzungspotentiale rund um die Hauptwache. Oder die Nutzung des Karstadt-Areals wird gerade diskutiert. Aber da sind wir auch schon ganz aktiv dabei. Gerade hat das ING 3X§ Champions Trophy Frankfurt 2022 statt – ein Basketball-Turnier auf der Hauptwache hat in einer temporären Arena stattgefunden. Das Schöne an meiner Ämterkonstellation ist, dass ich die Disziplinen miteinander verbinden kann. Das macht auch überraschende Entscheidungen möglich und bietet die Chance daraus zu lernen. So sind wir schnell und machen viele gute Erfahrungen beim Tun und Ausprobieren ohne lange Vorlaufzeiten.

Gemeinschaftliches Wohnen als Genossenschaft oder als Interessengemeinschaft braucht Platz für neue Wohnkonzepte. Fließt das in die Stadtplanung und die Vergabe der Baugrundstücke mit ein?

Ja wir sind mit dem Netzwerk für Gemeinschaftliches Wohnen rege im Austausch, wir haben eine Stabsstelle im Wohnungsamt und seit dem Baulandbeschluss aus 2020 sind 15 % der neuen Baugebiete für diese Bauprojekte jetzt schon grundsätzlich reserviert. Auf diesen Flächen finden Konzeptvergaben statt: die besten Projekte sollen realisiert werden. Einige Gemeinschaftsprojekte konnten schon realisiert werden. Einige sind auf dem Weg.

Der Schrei nach bezahlbaren Wohnungen ist überall zu hören. Können Sie diesem Wunsch entgegen gehen?

Wir haben über 50.000 Wohnungen im Bestand der Stadt Frankfurt. Der Verkauf, den viele Großstädte in den letzten Jahren durchgezogen haben, wurde in Frankfurt verhindert. Gerade sind viele Wohnungen im Bau: Im Rebstock-Areal allein sind 900 Wohnungen fertig und 5.000 Wohnungen sind auf dem Weg. Ich kann Ihnen viele Bauprojekte in der Realisation nennen, bei denen auch bezahlbarer Wohnraum entsteht. So zum Beispiel im Hilgenfeld ist am 8. September ein Spatenstich für eine Siedlung, die klimaneutral betrieben werden kann. Hier kommen alle Möglichkeiten in die Realisation: von der Geothermie in ganz neuer Dimension bis zur Photovoltaik.

Im Schönhofviertel wird es bald die 1. „Hybridschule“ geben, das heißt in einem Baukörper sind unten die Schulräume angesiedelt und darüber wird es Wohnungen geben.
Im Schönhofviertel konnten wir 2,7 Hektar entsiegeln und auf diesen Flächen wird ein neuer Park entstehen.

Über Dachaufstockungen und Anbauten sind tolle neue Wohnungen und Läden in der Platensiedlung entstanden. Die Hälfte davon geförderte Wohnungen, unter anderem für Studentinnen und Studenten.

Auch der Sportbereich boomt mit seinen Forderungen nach einer Multifunktionshalle. Gute Mannschaften haben es geschafft, Frankfurt in bessere Ligen zu bringen. Jetzt braucht es die dazugehörigen Besucherkapazitäten. Haben Sie dazu auch schon Ideen?

Eine Multifunktionshalle ließe sich beim Waldstadion durchaus realisieren, denn im Bebauungsplan, der schon 2006 beschlossen wurde, ist die Bebauung eines Geländebereiches, der zurzeit als reiner Parkplatz genutzt, wird mit einer solchen Halle bereits vorgezeichnet. Das ist verkehrlich herausfordernd, aber machbar, – in Stuttgart gibt es auch so eine verdichtete Situation, die großartig gemeistert wird. Warum soll das bei uns nicht auch so funktionieren?

Ich freue mich jedenfalls schon auf die Fußball Europameisterschaft 2024, deren Qualifikationsspiel-Paarungen Anfang Oktober in der Paulskirche gezogen werden. Die NFL Spiele des American Football kommen zu uns. Und unsere aufgestiegenen Löwen brauchen auch ihre der Liga entsprechende Spielarena.

Vielen Dank für das umfassende Sommerinterview und viel Erholung in Ihrem Urlaub. Und worauf freuen Sie sich jetzt in den kommenden Urlaubstagen?

Auf jeden Fall verliert das Handy an Bedeutung. Und in den Kalender schaue ich im Urlaub auch nicht. Es wird eine nahezu handyfreie Zeit werden. Mit viel Zeit für meine Familie, Freunde, Zeit zum Spielen mit meinen Kindern. Einfach durchatmen und Zeit haben, ist schon ein tolles Gefühl. Ich freue mich auf Bewegung, Sonne, Wasser, guten Kaffee, schöne Begegnungen und auch Ruhe.

(Text/Foto: BT)

Previous articleDer „Hessische Polizeisommer“ kommt nach Frankfurt!
Next articleIrrgarten und GrünGürtel-Tier am Goetheturm und Goetheturmfest 19. bis 21. August