BORNHEIM | Das eigene Bio-Gemüse ernten, ganz ohne Pestizide. Für viele in Frankfurt reine Utopie, doch für die GemüseheldInnen ist es Realität. Sie säen Samen, gießen ihre Pflanzen und teilen die Ernte untereinander. Jeder nimmt das, was er gerade braucht. Nicht nur ein nachhaltiges Projekt, sondern auch ein soziales.

Die Idee der GemüseheldInnen

Die Grundidee: Frankfurt essbar machen. 2019 pachtete eine Gruppe Leute ein paar Kleingärten und startete 2019 einen Aufruf auf Facebook mit der Idee, dass jeder, der wollte, auf dem Gelände etwas anpflanzen durfte. Allerdings führte das dazu, dass zu viele den „Mein“-Gedanken hatten. Ganz nach dem Motto: Was ich selbst anbaue, das darf auch nur ich essen. Doch die GemüseheldInnen verstanden sich von Anfang an als soziales Projekt, bei dem die Anbauflächen gemeinsam genutzt und alles geteilt werden sollte.

Eine der GemüseheldInnen ist Frederike Guggemos. Im Sommer 2020 überkam sie die Lust zu gärtnern und außerdem wollte sie Anschluss in Frankfurt finden. „Es ist eigentlich immer jemand in der Grünen Lunge am Gärtnern“, sagt Guggemos. So hatte sie die Möglichkeit Gleichgesinnte kennenzulernen; inzwischen ist sie Teil des Organisations-Teams.

19 Gärten in ganz Frankfurt

Seit dem Beginn 2019 sind die Gemüsehelden stetig gewachsen. Inzwischen gibt es für das Projekt 250 Ehrenamtliche, die sich beteiligen. In 19 Gärten in verschiedenen Stadtteilen haben Interessierte die Möglichkeit Gemüse selbst anzupflanzen. Damit sich die Ehrenamtlichen nicht gegenseitig auf die Füße treten, gibt es Teams mit fünf bis 20 Personen. Sie übernehmen gemeinsam Verantwortung für ein Stück Gartenfläche.

Die Helden beim Gärtnern auf einer ihrer gepachteten Flächen. (Foto: GemüseheldInnen)

„Es ist auch wichtig zu wissen, dass wir kein eigener Verein sind“, meint Guggemos. „Trägerverein ist Bionales e.V. – die haben auch selbst mehrere Projekte und haben so wie wir das Ziel, Frankfurt unabhängig von Importen zu machen“, berichtet Guggemos weiter. Die Kosten für die Pacht oder auch Samen und Jungpflanzen werden teilweise von den Gärtnern selbst übernommen, aber auch Stiftungen oder das Land Hessen übernehmen zum Teil die Kosten. Es ist der Beweis, dass es auch innerhalb von Großstädten möglich ist, sich regional, durch eigenen Anbau, zu ernähren.

Ein Besuch in der Grünen Lunge


Wer an Kleingärten denkt, hat kleine Parzellen im Kopf, aneinandergereiht und getrennt durch Zäune. Doch die Grüne Lunge Frankfurts, so wie der Bereich in Bornheim am Günthersburgpark bezeichnet wird, ist mehr als ein reines Gärtner-Gebiet. Es ist ein offenes Gelände, in dem Menschen zusammenkommen oder Einzelne einfach einen Platz zum Ausruhen suchen. Für manche Menschen war es sogar eine Weile ihr Zuhause. „Wenn du jetzt hochguckst, siehst du da noch die Baumhäuser der Besetzer“, sagt Guggemos. Kleine Hütten befinden sich in Bäumen über uns, beeindruckend detailreich erbaut. Das besetzte Gebiet ist inzwischen geräumt.

Nachhaltigkeit durch Permakultur

Das Konzept der Gärten ist besonders nachhaltig, da der ökologische Raum bestmöglich genutzt wird. Beispielsweise werden Karotten gemeinsam mit Zwiebeln angepflanzt, denn es gibt einen Schädling, der Karotten befällt, aber durch Zwiebeln abgeschreckt wird. So können sich die Pflanzen gegenseitig begünstigen.  Jeder aus dem Gartenteam bringt sein eigenes Wissen mit, so kann durch „Schwarmintelligenz“ ein besonders nachhaltiges Konzept entstehen und weiter gepflegt werden.

Von Anfang an nahmen sich die Helden vor, Permakultur zu etablieren. Hierzu gehört die Natur zu beobachten, zu verstehen und als menschliches System dauerhaft und nachhaltig nachzubilden. Das alles bedeutetet auch, dass auf Agrarchemikalien und schwere Maschinen verzichtet werden muss.

Themengärten für Jedermann

Eine weitere Besonderheit des Projekts sind die entstandenen Themengärten. Im Familiengarten können sich beispielsweise Eltern mit ihren Kindern treffen. So haben die Kinder jemanden zum Spielen und die Eltern können in Ruhe gärtnern. Guggemos ist selbst gerade ers

Hier ist jeder willkommen, der gerne mitgärtnern möchte. (Foto: GemüseheldInnen)

t Mutter geworden und kann so viel Zeit mit ihrem Kind an der frischen Luft verbringen. Kinder können sich natürlich auch auf den Spielflächen selbst beschäftigen. „Aber meine Tochter ist für die Spielflächen noch zu klein“, lacht Guggemos.

Werde auch DU GemüseheldIn

 

Es gibt noch Platz für Interessierte! Wer gerne mitgärtnern möchte, kann sich bei den GemüseheldInnen unter www.gemueseheldinnen-frankfurt.de melden. Das Orga-Team entscheidet anschließend, in welches Team und zu welchem Garten der Interessent passt. Aber keine Sorge, der Wohnort wird hierbei auch berücksichtigt. Nachhaltigkeit und Rücksicht auf Umweltbelange sind den GemüseheldInnen auf allen Ebenen wichtig.

(Text: TL)

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