Frankfurt | Die Wiedersehensfreude war auf der diesjährigen Buchmesse deutlich spürbar. Die 73. Frankfurter Buchmesse fand vom 20. bis 24. Oktober statt. Sie setzte für die Kulturbranche ein wichtiges Zeichen in der Pandemie. Im Vorjahr 2020 gab es nur eine Online-Version der beliebten Messe.

Insgesamt kamen in diesem Jahr 36.000 Fachbesucher aus 105 Staaten und 37.500 Leser aus 85 Ländern auf das Messegelände. Insgesamt 2013 Unternehmen aus 80 Ländern präsentierten sich in den Hallen. 2.500 Medienvertreter aus 39 Ländern waren für die diesjährige Buchmesse akkreditiert. Zwar waren im Jahr 2019 noch viermal so viele Besucher auf der Buchmesse unterwegs, allerdings gelten auch in diesem Jahr noch weltweit Reisebeschränkungen.

Wiedersehensfreude spürbar

Nach 18 Monaten der Einschränkungen und weltweit geltenden Reisebeschränkungen, kam es in diesem Jahr zu einem Neubeginn. Auch Juergen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, zeigte sich sichtlich begeistert über das Feedback der Gäste: „Viele Aussteller und Fachbesucher äußerten sich zufrieden über die Qualität der Gespräche. Man konnte die Wiedersehensfreude in den Hallen förmlich spüren. Mit unserem digitalen Fachprogramm haben wir eine Brücke zu Teilnehmerinnen und Teilnehmern geschlagen, die in diesem Jahr nicht reisen konnten.“

Frankfurter Verlage

Trotz der internationalen Teilnahme aus aller Herren Länder, waren in diesem Jahr auch wieder regionale Verlage auf der Messe vertreten. Der Verlag „Diehlmann“ mit Sitz in Frankfurt am Main hatte seinen eigenen kleinen Stand mit einigen Ausstellungsstücken. Am Stand der „Hessischen Verlage“ fanden sich gleich mehrere Vertreter unserer Heimat. Bücher wie „Frankfurt für Anfänger“ von Matthias Arning bringen Frankfurt Frischlingen alle wichtigen Orte näher und dem ein oder anderen Alteingesessenen ein Lächeln ins Gesicht.

Debatte um Meinungsfreiheit

Zu einer Kontroverse führte die Zulassung des Verlages der „Neuen Rechten“. Die Autorin Jasmina Kuhnke hat ihren Auftritt wegen des dort vertretenen Jungeuropa-Verlags kurzerhand abgesagt. Das entfachte eine Debatte im Netz: Wo kann ein Veranstalter wie die Frankfurter Buchmesse die Grenze ziehen, welche Verlage zugelassen werden? Wo endet die Meinungsfreiheit und wo beginnt Zensur?

In einer Stellungnahme meinte Kuhnke, dass es ein offenes Desaster für unsere offene Debattenkultur sei, wenn sich Betroffene von Rassismus, Antisemitismus und Menschenfeindlichkeit von der Frankfurter Buchmesse als der größten Debattenmesse des Landes zurückziehen, weil sie sich dort nicht sicher fühlen.  

Die Buchmessenbühne eines großen TV-Senders wurde genutzt, um das Thema „Boykott oder Ausschluss? Wie umgehen mit rechten Verlagen auf Buchmessen“ aufzugreifen und zu diskutieren. Die Politikerin Aminata Touré und Managerin Janina Kugel trafen sich mit der Journalistin Jagoda Marinić im Rahmen der Reihe “Sheroes – Streiterinnen für die Zukunft” und wollten die Messe so für sich und ihre Positionen nutzen.

Ebenfalls ein politisches Statement setzte in diesem Jahr der Stand des afghanischen Verlags „Aazem Publications“. Der schwarz gestaltete Messeplatz machte mit einem großen Transparent und der Aufschrift „NO BOOKS THIS YEAR“ auf die momentanen Geschehnisse in Afghanistan aufmerksam.

Der Ehrengast Kanada

Unter dem Motto „Singular Plurality – Singulier Pluriel“ präsentierte Kanada, das Gastland der Frankfurter Buchmesse 2021, seine einzigartige Vielfalt. „Wir sind stolz darauf, dass wir die Gelegenheit hatten, unsere Literatur, Kunst und Kultur mit unseren deutschen Freunden und dem Rest der Welt zu teilen. Kanada ist ein Land mit vielen verschiedenen Stimmen, und wir sind uns sicher, dass unser Ehrengastauftritt diese „Singular Plurality“ unseres Landes in den Fokus gerückt hat – die einzigartige Vielfalt, in der wir unsere Unterschiede annehmen und feiern“, meint S. E. Steven Guilbeault, Minister für kanadisches Kulturerbe.

Am Dienstagabend war der Kanadische Pavillon offiziell von der kanadischen Generalgouverneurin, Ihrer Exzellenz Mary May Simon, eröffnet worden: Besucher erwartete ein Parcours durch eine Installation, die mit den Elementen kanadischer Landschaft spielte. Zum Pavillon gab es in diesem Jahr erstmalig auch ein virtuelles Pendant. Er führte die Kreativität und Vielfalt der kanadischen Literatur- und Kulturszene vor Augen. Insgesamt 60 kanadische Autoren und Illustratoren gestalteten das kanadische Literaturprogramm.

(Text&Fotos: TL)

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