Ist das Kunst oder muss das weg? Graffiti sind kreative und individuelle Fassadenmalereien. Diese können sogar beauftragt werden und zur Verschönerung von tristen, grauen Wänden beitragen. Viele innovative, bunte und aussagekräftige Projekte sind dadurch schon entstanden. Großformatig prangen die gesprayten Werke an Hauswänden, Brücken oder U-Bahn-Stationen und demonstrieren ihre beeindruckende ästhetische Bandbreite.

In der Mainmetropole gibt es für Frankfurter Graffiti-Künstler im Stadtraum Flächen, die legal genutzt werden dürfen. Hier können sie sich austoben und künstlerisch aktiv sein.

Aber nicht alle Sprayer bleiben in den vorgesehenen Gegenden. Besonders in Wohngebieten sind illegale aufgebrachte Schriftzeichen an Hauswänden für die Eigentümer ärgerlich und die Entfernung kostspielig.

Ercan Kökten (38J) ist Einsatzleiter bei der FFR, einem Tochterunternehmen der Frankfurter Entsorgungs- und Service GmbH (FES) und zuständig für die chemische oder mechanische Beseitigung von unerwünschten Graffitis. Kökten und seine Kollegen von der FFR wissen, es gibt keine Universalmethode zum Entfernen von Graffiti. Deshalb beraten sie und finden eine individuelle Lösung. Kökten: „Es kommt auf Zustand, Material und Eigenschaft der besprühten Fläche genauso wie auf das Material des Graffiti an. Ob Sprühlack oder Filzmarker, wir bekommen das nach Begutachtung durch Strahlgeräte oder Hochdruckreiniger weg. Vorher kommen teilweise chemische Reinigungsmittel zum Einsatz“.

Seit 2010 ist Ercan Kökten, der gelernte Zweiradtechniker bei der FFR. Er ist verheiratet und hat zwei Kinder (10 und 14J). In seiner Freizeit schraubt er gerne an Motorrädern. Für das Fotoshooting der Kampagne „Kleider machen Leute“ tauschte er seinen Schutzanzug, Sicherheitsschuhe und Maske gegen einen schicken beigen Nadelstreifenanzug von Maßschneider Stephan Görner.

„In der Kampagne stellen wir außergewöhnliche Berufe und die Menschen dahinter vor. Anerkennung, Wertschätzung und Respekt stehen im Fokus. Wir zeigen die Menschen, die sonst im Sicherheitsanzug, Kittel oder in Schutzausrüstung dafür sorgen, dass die Stadt sicher und sauber bleibt“, so Görner. Fotografiert werden diese zunächst authentisch am Arbeitsplatz und anschließend von Fotograf Daniel Baldus künstlerisch im Anzug oder Kostüm. Dabei entstehen tolle Fotos. Seit 2015 stellen Maßschneider Stephan Görner und Eventspezialist Sven Müller immer wieder neue Berufsgruppen vor.

Am 22. Januar 2022 darf dann auch Ercan Kökten in seinem Maßanzug über den roten Teppich im Hotel Kempinski Gravenbruch laufen. An diesem Tag findet die Charity-Gala „Kleider machen Leute“ statt, bei der er und sein außergewöhnlicher Beruf den 300 Gästen vorgestellt wird – so es die Pandemie wieder erlaubt.

(Text: PM)

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